Beim Verfassen dieser Zeile dachte Wilhelm Busch eher an ein nicht besonders geschwindigkeitsbegabtes Weichtier. In Verbindung mit ordentlichen Streuseln aber kann es durchaus als Maskottchen und Ansporn für den alljährlichen Graal-Müritzer Schneckenlauf herhalten.
Und so schaffte es unser Lauftreff wieder einmal, die “Rostocker 7″ auf die Piste zu bringen – in Form von ebenso vielen schneckenhungrigen Kilometerfressern.
An das vorjährige sehr regenträchtige Ereignis wurde ich beim Erhalt der Startnummer intensiv erinnert: die daran noch hängenden Sicherheitsnadeln wurden in ihrem Verrostungsgrad nur noch von der Titanic übertroffen. Zum Glück hatte ich eigene dabei, und die konnten dieses Mal im schönsten Sonnenschein montiert werden. Rostgefahr nur durch den ehrlichen Schweiß des Endspurts!
Während die Zeit bis zum Startschuss verstrich und man diese und jene lieben Lauf-Bekannschaften begrüßte, verbreiteten sich aus dem Schneckchen-Ausgabefenster schon mal liebliche Düfte, um die Motivation auf ein erfolgreiches finish noch ein wenig anzuheizen. Noch ein wenig mehr, als ohnehin schon, denn wir wollten mit unserem 7-fachem Auf- und Antritt nicht nur unserer bald Geburtstag feiernden alten Hansestadt einen Gruß darbieten sondern vor allem unserer unermüdlichen Trainerin Birthe an ihrem Geburtstag keine Schande machen.
Und so war gleich nach dem Startsignal die hochmotivierte Sabine aus meinem Blickfeld entschwunden. Ich dagegen, diesmal als Ausrede eine gerade überstandene Erkältung zur Hand habend, schleppte mich so dahin und musste bald auch den munter überholenden Ringo verkraften. Und ganz ganz weit vorne dann, wie die Fama berichtet, spielte sich zwischen den beiden ein dramatischer Kampf um Meter und Sekunden ab. Ringo konnte den schließlich für sich entscheiden, wenn vielleicht auch nur, weil Sabine sich zwischendurch bei einem spontanen mud-diving den Titel einer XTrack-Ehrenfinisherin verdienen wollte.
Und wie so oft im Leben liegen Freud und Leid dicht beeinander: Ringos Triumpf im Lauftreff-Maßstab reichte in seiner starken Ak nicht mal für einen ganz kleinen Blumentopf, während Sabine die Gesamt-Dritte der W-Wertung wurde, ganz zu schweigen von der locker dominierten AK. Weitere Medaillen gingen an Astrid und Jürgen und sogar an mich wurde gedacht. Zwei Min. langsamer als letztes Jahr (damals wollte ich nur schnell ins Trockene…) reichten für den Silberrang der Altersklasse. Und wenn auch diesmal ohne Medaillen, kämpften sich auch Katrin und Doreen redlich durch – und jede(r) konnte am Ende guten Gewissens sein süßes finisher-Streusel-Weichtier in Pflege nehmen.
Die hinter dem Zielstrich fest installierte Kamera sorgt dafür, dass kein Unwürdiger in den Genuss der finalen Leckerheit kommt.
Dachte ich. Mich hat sie aber nicht registriert, war wohl zu langsam. Berechtigungsschein jedoch trotzdem erhalten, Schwein gehabt!
<MeinFilm>
Nach der Besichtigung der Strecke bekam ich einige Bauchschmerzen, besonders nachdem ich beim Probehangeln ohne viel Federlesens schon von der zweiten Stange unsanft abgefallen war.
Am Morgen des Schicksalstages dann kam ich mir unbewusst vor wie ein Verurteilter, obwohl es bei der ganzen Aktion doch eigentlich um den Spaß im Team gehen sollte. Ich sah mich schon mit anderen Versagern in der Strafecke sitzen und die Minuten zählen…
Aber es gab nun kein Zurück mehr! Die ältesten Laufklamotten hervorgekramt, die auffindbar waren! Mit Wehmut betrachtete ich die mittlerweile recht löchrigen Brooks, mit denen einst meine Karriere begann.
Der nicht besonders bescheidene Preis für die Partizipation an der Schlammschlacht relativiert sich stark durch das mit den Unterlagen ausgeteilte Event-Shirt – eines der coolsten, das die Welt je sah. Damit war die Frage, worin gelaufen werden sollte, definitiv beantwortet. Und ein Halloween-Schminkset, gerade allerorten im Angebot, half dabei, dann auch noch die richtigen Team-Insignien aufzutragen.
Der Ernst der Lage allerdings wurde manch einem erst so richtig bewusst, als er zum Unterschreiben antreten musste – welches in etwa beinhaltete, die volle und alleinige Verantwortung für etwaige körperliche, materielle und/oder seelische Spätfolgen dieses Extrem-Abenteuers zu übernehmen.
Um 12:00 dann der Moment, in dem unsere beiden Triple-Teams 172=Doreen&Birk&Holger sowie 173=Katrin&Ringo&Jörg auf den mörderischen Parcour losgelassen wurden.
Rasant ging es über die 12 Hindernisse, als da waren:
1. glitschiger Reifenstapel zu überqueren, 2. wackelnder Treckeranhänger zu überklettern, 3. Brücke in einem Wasser-Schlamm-Gemisch unterqueren, 4. signalrot angesprayte wirklich große Seecontainer zu durchklettern, 5. überdimensionale Hürden zu überwinden, 6. (mein totales Angsthindernis) sich an einer Sprossenstrecke entlangzuhangeln, 7. einen halbhohen finsteren Tunnel gebückt zu durcheilen, 8. eine mäßig feuchte Krabbelstrecke unter Gittern zurückzulegen, 9. im Alpinistenmodus sich an einem Seil auf eine beachtliche Strohballenrampe zu ziehen und an der anderen Seite wieder runterzurutschen, 10. mit festem Griff eine meeeterhohe Wand aus Holzpaletten zu überklettern, 11. einen glitschigen fleißig bekärcherten Hang hinaufzukrabbeln, als Bestandteil der Erklimmung des berüchtigten Rodelberges, 12. eine gepflegte Runde um den Busch zurückzulegen beladen mit knackigen Baumstammimitaten.
Diesen ganzen Spaß gönnten wir uns -als 7km – Absolventen- gleich zweimal. Und es zeigte sich, dass man sich bei allen Hindernissen durch die Wiederholung besser einfuchste.
Die Lust kam beim Laufen und Überwinden. Das Rennen erwies sich als begeisternde Mischung aus Kindergeburtstag und Survival-Abenteuer, eine euphorische Riesen-Stimmung machte sich breit, nachdem man sein persönliches Überleben als gesichert ansehen konnte.
Das motiviert ungemein, beim nächsten Mal die Langdistanz ins Auge zu fassen, um dann eine dritte Runde in perfekter Eleganz zelebrieren zu können.
Unsere hochprofessionellen Kamerateams, unter anderem Erhard, Katrin(2) und Jürgen waren auf wechselnden Positionen aktiv und sorgten für eine überwältigende Materialflut.
Kurz nach dem Zieleinlauf unserer beiden Teams nach knapp über 1h durfte sich Caro als Einzelstarterin mit ihrem Partner durchkämpfen, welcher anscheinend echt zu tun hatte, ihr auf den Fersen zu bleiben.
Fazit: Wir sind auf den Geschmack gekommen. Nächstes Mal 10km u/o unter 1h!
Bisher schrieb ich immer nur über längst stattgehabte Ereignisse. Dann ist das ja eigentlich keine richtige Neuigkeit mehr. Wie langweilig.
Um das mal abzuändern, und einen trefflichen Preview-Service für das morgige XTrack-Event anzubieten, bei dem unser Lauftreff ja einen starken Auftritt hinzulegen gedenkt, habe ich heute spontan eine kleine Streckenbegehung durchgeführt und dokumentiert.
Ich hoffe, das kitzelt noch etwas Vorfreude aus dem einen oder anderen zukünftigen Xtrack-Finisher heraus.
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Ich weiß nicht, ob ich alle morgigen Herausforderungen richtig erwischt habe – war noch nichts markiert.
Aber summa summarum: ein sehr faszinierendes Gelände. Ick sach, dat wird lustig!
Manch altem Metal-Fan stehen jetzt Tränen der Nostalgie in den Augen, aber das kann einem auch beim Rückblick auf den 10. Rügenbrücken-Marathon passieren.
Laut NDR gab es einen neuen Teilnehmerrekord dieses Jahr – kein Wunder, wenn alleine von unserem Lauftreff 15 Aktive anreisten. Nach reiflicher Überlegung hatten wir uns entschlossen, dem Stralsunder Event den Vorzug vor dem beinahe gleichzeitig stattfindenden Iron Man zu geben. Diesmal.
Wie immer vor diesem Ereignis war die Vorfreude groß und etliche reisten schon vorher an und dehnten so den Stralsund-Aufenthalt noch etwas aus.
Schon die Anfahrt gestaltete sich spannend – gestattete sie doch vorbeifahrend einen schaudernden Blick auf die neueste Attraktion von MV – das “Tribseer Loch” – zu werfen. Ein Vorbote der Apokalypse? Knirschte es nicht schon unter dem Auto?
Nein, glücklich vorbeigerutscht und überdurchschnittlich früh im Stralsunder Parkhaus angekommen, so dass man sich noch einen einigermaßen schönen Platz aussuchen konnte.
In großer Gelassenheit konnte ich dann meine Startunterlagen empfangen und sodann Ausschau nach dem restlichen Lauftreff halten.
Es herrschte bereits große Stimmung, das Wetter war bedeckt, aber mild und trocken – ideal für einen gelungenen Lauf. Nach einem zünftigen Count-Down erfolgte um 10:45 der pünktliche Start zum HM, so dass Ringo, Ralf und ich als erste unserer Truppe auf die Piste gehen durften. Nach einem leicht geänderten Streckenabschnitt (leider nicht durchs Rathaus, weil in Baugerüste gehüllt) ging es auf die sich majestätisch vor einem aufbauende Rügenbrücke. Der kräftezehrende Anstieg wurde etwas versüßt durch einen kräftigen Rückenwind. Aber wie heißt es so schön: Wer einen Rückenwind spürt, ist eindeutig zu langsam. Also hieß es ordentlich Gas geben, besonders dann auf dem lange herbeigesehnten abfallenden Abschnitt, so dass man schon schön ins Schwitzen kam. Nach der ersten Wende hinter der Brücke ging es dann aber knapp über dem Wasser voll in den Gegenwind hinein. In dieser Phase empfand ich das noch als äußerst willkommene Erfrischung…
Im weiteren zog sich der Kurs in wechselnden Richtungen über die Insel, so dass man abwechselnd von einem tröstlichen Schiebewind supportet wurde oder sich mit wachsender Anstrengung gegen das ausgerechnet aus Richtung des Ziels kommende Power-Pusten durchwuchten musste. Am stärksten zu kämpfen war dabei auf dem Rückweg über den Strelasund – wir HM-Athleten zum Glück unten auf dem Rügendamm, während unsere Mitkämpfer auf den 6 und 12km sich oben durchzubeißen hatten, wo es noch wesentlich windiger war.
Ich, nach meinem Desaster bei der “Rostocker 10″, war mit nicht allzugroßen Erwartungen ins Rennen gestartet, recht verhalten angegangen und ständig in der Erwartung, wieder frühzeitig dem grinsenden “Mann mit dem Hammer” zu begegnen. Aber, der war dieses Wochenende überbeschäftigt und konnte sich nicht auch noch um mich kümmern: FC Hansa gegen Aufsteiger Jena hoffnungslos abgeschwächelt, Jan Frodeno beim Iron Man desgleichen. Und, wie man hörte, hatte er auch mit Ralf ein Hühnchen zu rupfen. Ich dagegen kam zwar bei weitem nicht an die Zeit des letzten Jahres heran, aber es lief sich endlich mal wieder sehr fluffig dahin und bedeutend besser als beim letzten HM während der Rostocker Marathonnacht.
Der Großteil der Lauftreff-Aktivitäten aber spielte sich beim “6km-Laufen” sowie “12km Laufen und Walken” ab. Besonders beeindruckend der Doppel-Einlauf von Katrin und Erhard und gar das vierfach-Finish von Ines, Nadine, Birthe und Jürgen!
Doreen bastelte ein schönes emotionales Video des Geschehens, und von mir gibt es auch noch eins. Konkurrenz belebt halt das Geschäft!
Im Folgenden eine Übersicht der Ergebnisse.
Wer Lust hat, kann mit dem letzten Jahr vergleichen. Dabei fällt auf: Wo ist denn Sabine abgeblieben? Sie war auch dieses Jahr wieder für die 12km angemeldet – aber: Bei der Landesmeisterschaft über 10km am 8.10. in Lubmin hat sie zwar nicht den Mann mit dem Hammer gesehen – eher im Gegenteil – musste sich aber trotz prima Platzierung schon nach 5 km in ihrer Eigenschaft als Ärztin selber einen Rennabbruch verordnen – um schlimmeren langwierigen Verletzungen vorzubeugen. Eine Betrachtung der dortigen Ergebnisliste zeigt – sie wäre mit weitem Abstand Landesmeisterin ihrer AK geworden und hätte die AK darunter gleich mit in die Tasche gesteckt.
Ja, auch durch sowas muss man manchmal durch und wir “Restlichen” wünschen gute Besserung!
zog sich an diesem verlängerten Wochenende durch – auch und besonders in läuferischer Hinsicht. Den Anfang machte Tatjana am Samstag um 9:45 mit dem Busshuttle zum Startpunkt des Kap-Arkona-Laufes am eben diesem Kap Arkona – den sie dann unter schwierigen Bedingungen (Wind, Sand, noch mehr Wind, noch mehr Sand …) gut bestand (Zieleinlauf) und das Siegertreppchen als Zweite ihrer AK besteigen durfte.
Um 10:15 erfolgte der Start zum Prerower Nationalparklauf, den ich mir trotz des anderntags dräuenden Staffelmarathons nicht verkneifen konnte. Die Strecke ist einfach zu schön, die Sonne schien so nett und ich wollte die beim Prerower Fackellauf in nächtlicher Festbeleuchtung unterquerte Seebrücke auch mal bei Tageslicht bewundern.
Und, der Lauf führt ja durch die Kernzone des Nationalparks, was ihn zu etwas ganz Besonderem macht. Denn: Dort haust der Ameisenlöwe!
Nicht einer, sondern Hunderte, vielleicht gar Tausende. Ein tückischer Räuber, dessen Fangtrichter man nicht zu nahe kommen sollte, besonders als etwas kleinwüchsigeres Wesen. Denn dann zeigt er sich blitzartig, und wer es nicht schafft, rechtzeitig aus dem rutschigen Sandloch zu verduften, in den schlagen sich die erbarmungslosen Zangen des Wegelagerers, um einen mittels eines hindurchgepumpten Verdauungssaftes in einen wohlschmeckenden Proteindrink zu verwandeln. Da hilft dann auch kein Chitin-Panzer.
Auf den sandigen Passagen ist also hohe Aufmerksamkeit geboten, denn so ein Trichter kann leicht mit dem Fußabdruck eines Vor-Läufers verwechselt werden. Nun, auf Grund des vorangegangenen feuchten Wetters hielt sich die Gefahr in Grenzen und auch der Strandsand war noch relativ kompakt. Wie Tatjana belegte auch ich den 2. Platz meiner Ak, was wegen der begrenzten Teilnehmerzahl auch keine so große Kunst war. Wenigstens musste sich der Andere mit dem vorletzten Platz zufrieden geben… Zieleinlauf
Der eigentliche Höhepunkt dann stand aber erst am Sonntag an: Der Dierhägener Staffelmarathon, die Team-bildende Maßnahme schlechthin! Mit der sicheren Aussicht, der schicken neugestalteten Finisher-Medaillen habhaftig zu werden. Da konnten wir nicht umhin, gleich mit zwei Teams ins Rennen zu gehen.
Wie man so sagt – jeder gab sein Bestes. Unsere Silke gar drehte die Ehrenrunde vor lauter Begeisterung gleich zweimal. Das Wetter meinte es relativ gut, vorangegangene, sich langsam verziehende Niederschläge hatten aber für schöne Modder- und Rutsch-Passagen im Wald gesorgt, so dass oftmals die Devise galt: Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Aber da mussten ja alle durch.
Und der unangefochtene Geschwindigkeitsmeister war bei uns wieder mal Birk – wie meistens.
<ein Video gibts auch>

Wenn nun jemand meinte, das wars für dieses WE – weit gefehlt. Denn nach einem wohlverdienten Brückentag (leider nicht für jeden – Frank musste zur Nachtschicht) stand ja noch die “#Rostock10” auf dem Programm, welche es zukünftig und immerdar am 3. Oktober jeden Jahres geben soll. Zum großen Teil verläuft die auf unserer traditionellen Trainingsrunde – also ein Heimspiel.
Birk machte es wie der FC Hansa bei dessen Heimspiel dieses Wochenendes: er rannnte wieder mal dem Rest der Lauftreff-Abordnung deutlich davon. Den zweiten Platz in unserer internen Wertung konnte dann Tatjana ergattern, an die keiner von uns “Restlichen” herankam. Super! Als Einziger aufs Siegertreppchen steigen durfte schließlich aber nur Ralf – der Erste seiner (und meiner…) Altersklasse.
Ich dagegen hatte schwer mit einer bösen Schwächephase zu kämpfen, so dass ich sogar die 50min-Grenze knapp verfehlte. Grausig und eigentlich unerklärlich. Logisch kann ich es mir nur so erklären, dass der “Mann mit dem Hammer”, eigentlich auf die Spitzengruppe des Kasseler Marathons angesetzt, diese verpasste, weil die sich ja bekanntlich verlaufen hatte, und nun, unterbeschäftigt und wütend, nach einem anderen Opfer Ausschau hielt. Und da hat er dann wohl so einen Fusselbart in Rostock erwischt und hing über 5km wie zwei Autoreifen (natürlich mit Blei gefüllt) an dessen Füßen…

Als Läufer hat man so seine Lieblingsveranstaltungen. Nach dem emotional nicht zu
überbietenden Lauf der Rostocker 7 über 7 km bei der Marathonnacht am 05.08.17 in Rostock
gehören dazu u.a. für mich die traditionellen Läufe in Laage und in Stäbelow, vorher noch der
Nachtlauf am 19.08.17 in Dresden.
Auf letzterem habe ich mich besonders gefreut, kannte ihn aus dem Vorjahr. Inmitten der
Stadt im Pulk von mehr als 3000 Läufern bei letzten Sonnenstrahlen zu starten und in der
Dunkelheit entlang der Elbe zu laufen, die beleuchtete Skyline der Stadt dabei zu sehen,
vermittelt Gänsehaut. Über 13,8 km entlang beider Ufer sollte es gehen, zweimal den Fluss
querend, zurück zum Startpunkt. Am Ende zeigte meine Sportuhr eine gelaufene Distanz von
13,85 km, trotzdem war ich kein Finnisher. Wie kam es dazu?
Beim Start 29°C, ein schweres Gewitter war für die nächsten 1-2 Stunden angekündigt, ging
es über den Hasenberg vorbei an der Synagoge hinunter zum Terrassenufer, in Richtung
Elbradweg flussaufwärts. Ich war gut vorbereitet, spürte jedoch gleich im Elbtal nach ca. 2
km eine fast unerträgliche Schwüle; das wird schwer, ging mir durch den Kopf. Noch gut 3
km bis zur ersten schon ersehnten Wasserversorgung! Etwas Tempo raus, Durchkommen war
die Devise. Am Ziel war ich mit Christine, begleitet von Schulfreundin Erika, verabredet.
Erfrischt mit einem Becher Wasser ging es nach 6 km über das Blaue Wunder, dann bald über
400 m Kopfsteinpflaster auf der anderen Seite flussabwärts in Richtung
Waldschlößchenbrücke. Am linken Rand des Laufweges standen in dichter Folge für die
Beleuchtung der Laufstrecke brennende Feuertöpfe und Fackeln. Eine Fackel, von einer
aufkommenden Gewitter-Windböe erlöscht und auf die Laufstrecke geschobene, wurde mir
zum Verhängnis. Ich übersah sie und spürte einen heftigen Schmerz am linken Bein. Heißes
Fackelöl! „Lauf zur Elbe und kühl“ hörte ich den Ratschlag einer Läuferin hinter mir, die
meinen Fluch vernahm. Ich überlegte; der Kompressionsstrumpf, dachte ich, wird wohl noch
das Schlimmste verhindert haben. So lief ich weiter, über den Rosengarten und die
Carolabrücke Richtung Ziel. Den aufkommenden Gewitterregen empfand ich Willkommen.
Die Schmerzen wurden jedoch größer, an einem Malteserzelt lief ich noch vorbei, dann setzte
ein heftiger Regen mit Sturm ein und ich dachte, wohl auch etwas orientierungslos, zurück
ins Zelt (siehe Abbildung und Kasten). Dass es nur noch wenige Meter zum Ziel waren, hatte
ich unter den Bedingungen nicht realisiert. Wirklich dumm gelaufen.
Es bestätigt sich mal wieder Murphys Gesetz, „Alles, was schief gehen kann, wird auch
schief gehen“: Verbrennung, Ziel nicht gefunden, Kommunikationsausfall. Die Verbrennung
stellte sich dann auch noch als nachhaltig, in erster Zeit sehr schmerzhaft dar.
Dresden erfreute uns aber wieder mit seiner Kultur und Landschaft, erstmalig mit der
Philharmonie im schönen Konzertsaal des neuen Kulturpalastes.
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Das DRK-Zelt war nur spärlich beleuchtet, durch
das Gewitter war der Strom ausgefallen. Die
Malteser waren um etliche Läufer mit
Kreislaufproblemen bemüht, versorgten mich erst
mal mit Wasser, checkten dann Puls, Blutdruck,
Blutzucker (alles OK) und versorgten gründlich die
Brandverletzung mit einem großflächigen sterilen
Verband. Dann trat ein weiteres Problem auf.
Es gelang uns nicht, Christine, die zunehmend in
Sorge um mich war, zu erreichen; durch das
Gewitter war das Mobilfunknetz gestört. So machte
ich mich in Begleitung eines Maltesers zum
Zieleinlauf auf, wo wir uns dann gleich trafen. Das
Gewitter war abgeflaut, vor allem aber die Sorge
von Christine und Erika um mich.
Zwei Wochen später war der 7. Blocky-Block-Spendenlauf in Laage, den ich fest im
Programm hatte; es ging jedoch noch nicht. Frank und Birk liefen mehrmals die berüchtigte
Strecke im Wald und hatten, wie sie sagten, neben sportlicher Herausforderung dabei auch
ihren Spaß. Jörg hat dazu berichtet (http://lauftreff-rostock.de/?p=1349).
Ebenso zum Spätsommerlauf in Stäbelow, an dem ich mir, wenngleich noch mit einem
Verband, vier Wochen nach Dresden, eine Teilnahme wieder zutraute (http://lauftreff
rostock.de/?page_id=80).
Einige Tage später, am 22.09.17, fand dann der 1. „Warnemünder Stapellauf“ statt, organisiert vom Bereich Seefahrt der HS Wismar, kurz nach dem Semesterbeginn. Die
Laufstrecken über 3 bzw. 6 Seemeilen (sm) waren teilweise identisch mit denen des Küstenwaldlaufes. Universitäres Ambiente bei der Anmeldung und am Ziel, perfekt. Nur dass
nicht jeder am Lauf interessierte bereits nachmittags um 14.00 Uhr starten kann, hatte man wohl nicht berücksichtigt, auch, dass wohl einige Studenten am Freitagnachmittag nicht mehr vor Ort sind. So starteten jeweils überschaubare Läuferpulks bei idealem Wetter am Stephan-Jantzen-Park, mit Doreen über 6 und mir über 3 sm, mit WhatsApp-Wünschen von Jörg, der sich noch vom 100-km-Tripp regenerierte. Über die Promenade zum und um den Leuchtturm, zurück Richtung Küstenwald bis zum Planetenweg, dort Wende und beim
Dünenaufgang 24 weiter über den Sportpark und durch die Kleingartenanlage „Am Moor“ zum Bereich Seefahrt, dem Ziel. Mir blieben die 3 sm des Planetenweges erspart, also 3 x 1852 m, somit 5,556 km.
Alles war gut ausgeschildert, auch der winklige Weg in der Gartenanlage. Fackeln erübrigten sich!!
Ergebnisse unter http://my2.raceresult.com/77608/registration?lang=de. Doreen belegte bei den Frauen den 2. Platz, wir beide in der Altersklasse jeweils den 1. Platz, konkurrenzlos. Das „Lauf-Patent“, das uns beiden überreicht wurde, stellte mein Läufer-Selbstbewusstsein wieder her! So kann ich erneut über den Nachtlauf in Dresden im nächsten Jahr nachdenken.
Frank Bennis, der “fliegende Holländer”, welcher seine läuferischen Aktivitäten ständig zwischen Rostock und Berlin aufteilen muss, und uns des Freitags gerne mal ne flottere Runde spendiert, finishte heute seinen ersten Marathon.
Seine Trainingsrunden in den letzten Wochen riefen schon Respekt hervor: mal eben von Rostock nach Satow, denn nach Schwaan, gerne auch mal Bützow oder Güstrow (zurück dann aber mit dem Bus ).
Die beim Marathon erzielten Durchlaufzeiten lassen ein schön ausgeglichenes Rennen erkennen. Kein finaler Leistungseinbruch, im Gegenteil gar, nach einem HM in 1:45:00 folgte noch einer in 1:42:16!
Da Ihn nun als einen der wenigen noch standhaften whapsapp-Verweigerer unsere dort platzierten Glückwünsche nicht erreichen, dachte ich mir, sie auf dieser unserer old-school-Webseite zu platzieren. Unter Beachtung des Datenschutzes natürlich.
Was den Bericht über den “Ostseeweg 100” betrifft, welcher für Ringo und mich das im wahrsten Sinne des Wortes vergangene Wochenende dominierte, kann ich mich einfach nicht für eine Überschrift entscheiden. Darum muss ich das notgedrungen dem geneigten Leser als kleine Vorübung für das kommende Wahl-Wochenende überlassen.
- Der Club der weißen Bänder
- Die Entdeckung der Langsamkeit
- Golgatha reloaded
- Ich bin dann auch mal weg gewesen
So kann ich mich besser auf die Beschreibung des Events konzentrieren. Und das hatte es in sich – und erbrachte die bisher am schwersten und langwierigsten erkämpfte Finisher-Medaille, stilecht aus hartem Holz geschnitzt.
Ich hatte mich, da die 50k schon ausgebucht waren, ziemlich unbedarft für die 100k angemeldet mit dem Gedanken, dass 100km “gemütlich” gewalkt nicht schlimmer sein könnten als 42km geflitzt.
Vor dem Start gab es eine sehr motivierende Aufbaueinheit durch unsere Katrin, welche uns mit Blasenpflastern sowie wertvollen Tips aus ihrer erfolgreichen vorjährigen Teilnahme versorgte (3. gesamt + Erste Frau in 18:48 !!). Als sie aber beiläufig einflocht, was ihr “bei km76″ widerfuhr, ging es mir kalt durch Mark und Bein, weil ich in dem Moment sinnlich begriff, dass das bedeutete, noch 24 km = 4…5 Stunden vor sich zu haben, nach einer durchgemachten Nacht und eben 76km in vielleicht 12h. Klingt viel schlimmer, als frisch 100k anzugehen… Und ist es auch. Zum Glück bekam jeder ein unverlierbares Handgelenksband zugeteilt, um im Falle des weitab-der-Piste verwirrt Herumstolperns zugeordnet werden zu können.
Nun, es gab jetzt kein Zurück mehr und pünktlich um 17:00 ging es mit einer Ehrenrunde auf der Laufbahn los. Nach Passieren des Buchenberges war bald der Parkentiner Landweg erreicht, in dessen Verlängerung mein Heimathaus winkte, aber es ging erst mal rechts ab in den Hütter Wohld, auf die berüchtigte Wildschweinpiste. Danach strömte der Tross der Wanderwilligen auf den Verbindungsweg von Konow nach Wilsen
, alles die von mir so wohlgeliebten Stätten der Kindheit und späterer zahlreicher Genuss- und Trainigsläufe. In dieser Phase lief es sich sehr entspannt in wechselnden Diskussionsgruppen. Als bestaunter und kundiger Eingeborener konnnte ich nicht umhin, auf ein dezent angebrachtes Muschelsymbol und darauf hinzuweisen, dass wir uns jetzt auf einem Abschnitt des berühmten “Camino” bewegten. Und der entfernte Anblick der gewaltigen Futtersilos der Michviehanlage von Stäbelow war eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, dass wir dereinst, in dem denkwürdigen Jahre 1968, als 14-jährige Schüler die Fundamente dafür gegossen haben. Was der Unterrichtstag in der Produktion eben so mit sich brachte…
Aber ich schweife ab. Nach 20km – immer noch in TopLaune und -Form – war der Neue Friedhof erreicht und bald danach der erste Verpflegungspunkt am Platz der Freundschaft. Nach einem Schlenker durch die Innenstadt von Rostock gab es dann eine neue Gelegenheit, in nostalgische Schwärmereien zu verfallen, denn jetzt nahmen wir in zunehmender Dunkelheit eine schweißgetränkte Teil-Strecke der Marathonnacht unter die Füße. Mit dem dazugehörigen traumhaften Blick über die Warnow auf das nächtliche Rostock
, und begleitet von den über whatsapp hereintröpfelnden guten Wünschen des mitfiebernden Lauftreffs. Bald (um 21:48) war das 30km-Schild
erreicht, über dessen Botschaft ich eine Weile grübeln musste: “Mut ist das Übertreten der sich selbst gesteckten Ziele”. Wie sollte man das gesteckte Ziel, 100km zu finishen, noch übertreten? Ne Extra-Runde drehen? Ringo überholen? Wo war der überhaupt? Ich glaube, sich ein ambitioniertes, nicht sicher erreichbares Ziel zu stecken und dann entschlossen darauf hinzuarbeiten, ist auch schon recht mutig.
Mit diesen tiefsinnigen Gedanken ging es von der Marathonpiste weg in Richtung Stuthof, durch einen wirklich sehr finsteren Wald, der aber netterweise durch gelegentlich am Wegesrand aufgehängte Knicklichter aufgelockert wurde. Nach Stuthof folgte Markgrafenheide, danach Hohe Düne, und zwischendurch, noch weit vor dem 50km-Punkt, musste ich beunruhigt feststellen, dass ich wie auf Sandpapier lief.
Ich, der sich beim Laufen noch nie eine Blase geholt hat. Sehr komisch. Der kurze Sprint, um die Mitternachtsfähre
noch zu erwischen, war dann schon ein wenig schmerzhaft.
Aber in Wenzels Bierstuben auf der Warnemünder Seite war erstmal die nächste willkommene Gelegenheit zur Zwischendurch-Regeneration. Außerdem die erste und einzige Gelegenheit, aus dem in das System eingespeisten Kleiderbeutel
die notwendigen Utensilien für die zu erwartende Nachtkälte und die restliche Strecke zu fischen. Sodann wieder ein wenig Nostalgie – denn jetzt ging es für eine Weile auf die ausgetretenen Pfade vom “Küstenwaldlauf” – von der Promenade irgendwann in den gut mit Richtungspfeilen bestückten Wald hinein. An Wilhelmshöhe vorbei, nun teilweise auf der traditionellen Stundenlaufstrecke, war dann Kurs auf Nienhagen zu nehmen, immer schön an der Küste entlang. Die Nachtstunden verstrichen erstaunlich schnell, die km zogen nur so vorbei, die Stimmung war irgendwie zauberhaft und bekam durch das gelegentliche Wetterleuchten über der See etwas Erhabenes. Reichlich gelbe Pfeile und Knicklichter sorgten für eine problemlose Navigation. Und das wiederholt vorbeituckernde Motorrad der Streckenkontrolle verlieh ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
Aber, da ich die Strecke bis Heiligendamm von diversen früheren Trainingseinheiten gut kenne, weiß ich um die zu passierenden Sehenswürdigkeiten und freute mich beispielsweise eine ganze Zeit auf die in Sprayer-Kreisen berühmte “north-side-gallery” an einer sehr langen alten NVA-Mauer. Die wollte und wollte und wollte aber partout nicht in Sicht kommen, und erstmalig fiel mir ernsthaft auf, dass die ganze Angelegenheit bedeutend zäher abging, als man es läufermäßig gewohnt war. Irgendwann endlich konnte ich ein paar neue Kunstwerke bewundern, und wieder war eine Nachtstunde verstrichen, und das Wetterleuchten hielt an, es nieselte ein wenig, von der Reede leuchteten vereinzelte Schiffe herüber und ich war froh, dass ich mir Musik auf die Ohren geben konnte, alldieweil sich “mein” Pulk zwischendurch aufgelöst hatte. Kurz vor Nienhagen leiteten die Richtungspfeile dann den Pulk ins Landesinnere ab, wo es auf dem Radweg nach Rethwisch weiter ging. Auf diese Weise wurde (leider) der Nienhäger Gespensterwald weiträumig umgangen – vielleicht besser so in der “Geisterstunde” weit nach Mitternacht.
Von Rethwisch bis Börgerende dann wieder zurück an die Küste, wobei schließlich in Börgerende der einzige Fall eintrat, dass ein Anschlusspfeil nicht gesehen wurde. Weder von mir noch von den restlichen Angehörigen eines spontan gebildeten Dreier-Pulks. Ohne Handy-Navigation hätten wir glatt die Ostsee nicht gefunden. Nach ein paar Schlenkern konnte dann endlich Kurs Richtung Heiligendamm aufgenommen werden.
Am Wegesrand zeigten einige SportsfreundInnen in einem hell erleuchteten Campingmobil eine andere ambitionierte Methode, die Nacht aktiv herumzubringen, indem sie eine Art rituellen Ringkampfes vorführten. Nun, ich musste dann leider auf den Weg achten, und Platz für die ca. 300 nachrückenden Zuschauer mit ihren gleißenden Kopflampen machen. Es ging dann aber drinnen das Licht aus…
Um von Börgerende westwärts zu kommen gibt es seit alters her bekanntlich eine sehr schöne und glatte Straße – aber ach, die bösen gelben Pfeile verwiesen unerbittlich auf den Deichweg, welcher zunächst mit einer Aufschüttung zentimetergroßer Steine, später mit schön tiefem Sand geflastert war. Einige km einer perfiden Folter für die schon arg malträtierten Fußsohlen, mit der erleuchteten Seebrücke von Heiligendamm als ersehntem nächstem Zwischenziel ständig vor den Augen. Das Grand-Hotel-Gelände samt Seebrücke wurde dann aber landseitig umgangen, um schließlich auf den seehr langen Kurweg Richtung Kühlungsborn zu kommen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit kam endlich das im Licht der Kopflampe fluoreszierende Ortsschild von Kühlungsborn
in Sicht, und dann baute sich quälend langsam die Erkenntnis auf, dass dieser Ort vermutlich zu den längsten der Welt zählt. Der nächste Verpflegungspunkt lockte im Konzertgarten West, aber es brauchte eine weitere Unendlichkeit, bis überhaupt erstmal der Konzertgarten Ost in Sicht kam, und dann noch einmal so ein Ende bis zur ersehnten Labsal. Jetzt war von der Nacht nicht mehr so viel übrig, aber reichlich Kälte, so dass ich mich endlich entschloss, mir die langen Büxen aus dem Rucksack zu fischen und mich da reinzufädeln – war nicht mehr so einfach. Und man konnte schön Bananen knabbern oder diverse Gebäcke. Was mich ein wenig störte an der Stelle: für Kaffe oder Tee waren 50 Cent hinzublättern – und wer möchte bei so einem Marsch schon klimperndes Kleingeld herumschleppen? Außerdem gab es neben Stillem Wasser aus dem Kanister (naja, ok) keine vernünftigen Iso-Getränke sondern nur labrige CO2-Brausen. Und so ein Gluckerwasser ist im Bauch schlecht fürs Laufen und auch nachteilig für die Ventile mancher Trinkflaschen. Meine zischten und kleckerten nach dem Auffüllen munter vor sich hin. Wie auch immer, nach dieser wohlverdienten Pause ging es mal wieder auf einer altbekannten Rennstrecke weiter – der des Ostseeküstenlaufes. Und dies war die Phase,
in der man eines zauberhaften, strahlenden Sonnenaufganges teilhaftig werden durfte und nach dem Erreichen des westlichsten Punktes der Strecke kurz vor Kägsdorf das Erklimmen des Bastorfer Signalberges in Angriff nahm. Der Blick auf die Ostseeküste mit der triumphierend höhersteigenden Sonne
ließ einen zeitweise beinahe die Qualen vergessen, die zunehmend von den Fußsohlen und anderen Körperteilen ausstrahlten. Beinahe. Trotz der dicken walking-Schuhsohlen schien sich jedes Sandkörnchen des Weges direkt in die Haut einzustechen. “Trotz” – ein gutes Wort, um die Motivation in diesem Abschnitt des Weges zu beschreiben. Aufgeben wäre jetzt albern gewesen – obwohl das erreichte Schild noch 20km und
gute 4 Stunden weiterer Torturen versprach. Nun ja, nach dem Passieren des auf dem Berg thronenden Leuchtturmes
ging es erstmal wieder abwärts. Und es löste sich eines der Mysterien der Nacht auf, als Ringo nach Erhalt meines Leuchtturm-Schnappschusses erfreut mitteilte, dass er 15min vor mir wäre. Hmm, seit km 10 hatte ich ihn nicht mehr (bewußt) gesichtet, und da war er noch hinter mir. Irgendwie war ja klar dass das nicht so bleiben konnte, besonders nach seinem grandiosen 6. Platz in 7:43 bei den 50km vom “Kleinen Ostseeweg”. Hatte der Bursche (sich) wohl im Schutze der Dunkelheit vorgearbeitet! Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit gewesen, eine Schippe draufzulegen (siehe das 30-km-Schild), aber nicht mit diesen kärglichen Restbeständen von Fußsohlen! Und der Rest der Beine wollte eigentlich auch nicht mehr.
In gedämpfter Eile weiter Richtung Diedrichshagen. Und genau dort rettete mir die derzeitige Kampagne “Kopf hoch, das Handy kann warten” des NDR vielleicht mindestens das Leben. Denn ich ging mutterseelenallein auf gerader Straße, die sich weit vorne in der Unendlichkeit verlor, im Sonnenschein so dahin und versuchte der whatsapp-Meldungsflut auf dem Handy Herr zu werden ohne mich sonderlich um den Weg zu scheren, als sich ein vermutlich von dieser Kampagne implantierter posthypnotischer Befehl manifestierte: “Steck das Handy weg. Sieh Dich um!” Oh, oh, da waren gleich mehrere gut sichtbare Abbiegepfeile schon weit hinter mir, die dazu aufforderten, in den “Budweg” Richtung Wittenbeck abzubiegen. Das war knapp. Wer weiß, wo ich gelandet wäre…
Wenigstens spendierte die Durchquerung des Wittenbecker Golfplatzes dann ein kleines erheiterndes Zwischenhoch, indem man eifrige Sportler bei ihren wuchtigen Luftschlägen beobachten konnte. Die hatten es auch nicht leicht!
Irgendwie in diesem Bereich begann dann aber auch die schwierigste und quälendste Phase des gesamten Rennens – die “nur noch 10km” (wenn man mal von den letzten 5km absieht -
die entziehen sich dann schon menschlicher Vorstellungskraft). Jeder Meter dehnte sich wie Kaugummi, jeder Schritt war eine kleine Heldentat, und nur noch eine kalte, glühende Wut trieb einen vorwärts. Und der Wunsch, endlich ein Ende zu machen, egal wie. Als literarisch beflissener Bürger musste ich viel an Stephen Kings “Todesmarsch” denken bei der Gelegenheit.
Als letzte Hürde vor Doberan war endlich “nur” noch Vorder-Bollhagen zu bezwingen, mit viel schönem Wald drumherum, für den ich leider keine freundlichen Gefühle entwickeln konnte. Lag wohl an dem piekigen Sandweg, auf dem man sich bewegen musste. Und der finale Einmarsch in DBR verlief nicht so glatt und schnurstracks, wie die Streckenkarte versprach. Im Gegenteil schleiften einen die unerbittlichen Richtungspfeile auf einem kafkaesken Zickzackkurs durch beinahe jede Ecke der Stadt, bis dann endlich der Eingang zur Sporthalle passiert werden konnte, wo einem ein Gongschlag und ein pompös ausgerollter Roter Teppich gar noch ein Quentchen Beschleunigung entlockte! Eine nette Idee! Und noch niemals zuvor erhielt ich eine finisher-Medaille mit einer derartig unendlichen Befriedigung, es endlich geschafft zu haben. Nach ewig unvergesslichen 18 Stunden und 23 Minuten. Der offizielle Trailer vermittelt einen Eindruck der überschäumenden Emotionen!
Und ich danke allen whatsapp-Operatoren des Lauftreffs, die am Gerät ausharrten und immer wieder Zuspruch und Aufmunterung gespendet haben.
Wie man hörte, sind von den 500 Startern am Ende nur 200 übrig geblieben. Eine offizielle Ergebnisliste gibt es leider nicht. Trotzdem blieb es nicht verborgen, dass Ringo mit seinen 17:47 einen phänomenalen 5. Platz belegte, wenn auch 1 Stunde hinter dem Ersten. Erster, nicht Sieger. Denn eigentlich sollte es hier weniger um Kampf, als vielmehr um geistige Erbauung gehen. Die Entdeckung der Langsamkeit. Der Weg ist das Ziel! Wie die Pilger-Muschel am Anfang des Weges andeutete. Wenn man das so sieht, bin ich für eine eventuelle Pilgerung nach Santiago de Compostela mental noch nicht gerüstet. Und ich bewundere die, die das geschafft haben.
Apropos geschafft: Bei der ganzen Geschichte habe ich es erstmalig seit 2010 geschafft, den Kritzmower Spätsommerlauf zu versäumen. Mein Heimspiel! Aber das war einfach nicht mehr drin, obwohl ich das in der ersten Hälfte des Ostseeweges noch nicht für unmöglich hielt. Welch Hochmut! Zum Glück sprang der Lauftreff in die Bresche und mischte in starker Besetzung das Kritzmower Ereignis auf. Und Birk schaffte es, über die 10km unter der magischen 45 zu bleiben!
bin ich das vergangene Wochenende gewesen, was Wettkämpfe betrifft. Das heißt aber nicht, dass nichts vom Lauftreff zu sehen gewesen wäre in dieser Zeit.
Am Samstag, dem 2.9., war ja schon die 27. Auflage des Internationalen Usedomer Halbmarathon zu absolvieren. Dieses tat unsere Sabine mit Bravour und belegte mit 1:44:08 den 8. Platz unter immerhin 74 Teilnehmerinnen. Und “nur” den 2. in ihrer Ak…
Am Sonntag dann gab es in Laage die 7. Auflage des mittlerweile auch schon traditionellen Blocky-Block Spendenlaufes zu absolvieren – “bei besten äußeren Bedingungen, im Laager Stadtwald”. Hört sich harmlos an, aber Birk, der gemeinsam mit Frank unsere Ehre dort verteidigte, hatte anderes zu berichten. Es handelt sich nämlich um die anspruchsvolle 1,2-km-Cross-Runde, auf der auch gelegentlich die entsprechenden Landesmeisterschaften stattfinden. Mit dem berühmt-berüchtigten abschließenden Mörder-Anstieg, der einem nach der vorgelagerten Wiesenstrecke den letzten Saft aus den Waden saugt – und für die volle Distanz von 12km ZEHN mal bezwungen werden musste.
Zur Belohnung schlug das Tombola-Glück schon wieder zu. Da ist dann doch der Schmerz wie weggeblasen!
Schon ist die Warnemünder Stundenlaufsaison für dieses Jahr vorbei. Mit gemischtem Endstand – ich weiterhin weit entfernt von meinem Traum, mal wieder 7 Runden zu schaffen, Frank leicht verknackst nach drei Runden ausgestiegen und Jürgen musste sich nach seinem “Fackellauf” in Dresden leider auf die Funktion eines Groupies beschränken. Gute Genesung den beiden, und, Dabeisein ist alles!
Unsere Lauftreffgrazien haben es derweil geschafft, auf die “Rostocker 7″ von der Marathonnacht noch “Eine” draufzusetzen und zu acht den 15. Rostocker Frauenlauf zu rocken, gut verteilt auf die 5- und die 10km-Strecke.
Dieses Jahr gab es ja das Angebot, auf eine Zeitmessung zu verzichten, aber auf so einen Deal haben sich unsere Mädchen natürlich nicht eingelassen. Und leicht war es nicht: An der Wasserkante stand ein steifer Gegenwind einem zügigeren Vorankommen vehement entgegen, keinesfalls ausgeglichen durch die Schiebephase in der Gegenrichtung. Dessen ungeachtet triumphierte dieses Jahr Tatjana auf der kurzen Distanz. Nach dem undankbaren 4. Platz vom Vorjahr ließ sie sich diesmal von den Medaillenplätzen nicht verdrängen. Sabine wiederum dominierte wie eh und jeh mit Abstand ihre Altersklasse, während sich Silke schon mal auf den zweiten ihrer Ak vorarbeitete.
Die Herren der Schöpfung durften sich derweil einer außerplanmäßigen Regenerationseinheit hingeben, aufgelockert durch regelmäßige Jubel- und Anfeuerungseinlagen. Und sie hatten viel Zeit, die Photo- und Videomöglichkeiten ihrer Smartphones auszutesten, wovon mein kleiner Zusammenschnitt nur einen Bruchteil zeigen kann.
DieRostocker8 genießen