Passend zu den aktuellen Zeitläuften ließ sich unser Lauftreff zu einem nahezu olympiareifen Gesamtauftritt hinreißen. Viele, um nicht zu sagen, fast alle,  unserer Athletinnen feierten ihr HM-Coming-out, was schon in den Tagen vorher an einer kämpferischen Grundstimmung zu erkennen war. Das rief bei mir schon einige nostalgische Erinnerungen an die Regenschlacht 2011 hervor, wo ich nach dem meinigen „Ersten HM“ die perfekte Regenerationseinheit darin fand, die ganze restliche Nacht hindurch einige Hektoliter Wasser aus der Kelleretage meines überfluteten Heimes zu befördern.
Für mich war diesmal der Reiz des Neuen nicht mehr so virulent – es sollte ja schon der 4. „M“ werden, aber wenigstens wollte ich das Ganze in Würde durchstehen und nicht allzusehr gegenüber dem Wahnsinns-April-Rennen in Ueckermünde abstinken. Also 3:45 angepeilt. Da fingen meine Probleme aber auch schon an, denn dafür gab es keinen Zugläufer. Dafür reichlich für 3:30, 4:00, 4:30. Beim Start standen die naturgemäß noch reichlich dicht hintereinander, und ich zufällig gerade auf der Zwischenposition für 3:45. Bei den anfänglichen Cityrunden dann konnte man den Abstand nach vorne ganz gut halten, und als es schließlich ins offene Feld Richtung Gehlsdorf hinaus ging, sich sogar ohne große Mühe dem kleinen Pulk der 3:30-Anstrebenden anschließen. Und da mir die Geschwindigkeit in dieser Phase noch recht moderat vorkam, wählte ich von den vorhandenen pacer-Ballons kühn den vorderen, um dann bis zur Tunneldurchquerung gepflegt im Verkehr mitzuschwimmen.
Es herrschte eine Riesenstimmung an der Strecke, wozu neben dem jubelnden Publikum ein wunderbarstes, weitgehend trockenes, angenehm kühles Laufwetter beitrug. Gelegentlich lief man durch überwältigende Schwaden von Grilldüften, welche man ganz gut als nahrhafte Zwischenverpflegung veratmen konnte. Ich hatte blendend leichte Füße, umtänzelte wie ein Füllen auf der Weide den Einzigen Ballon, lief auch mal vor, ließ mich schmunzelnd wieder zurückfallen. Beim Erreichen des Fähranlegers dann ging es auf Engelsflügeln durch das begeisterte Spalier der ihrem Auftritt entgegenfiebernden Halbmarathonis, speziell fast der gesamte Lauftreff, zusätzlich angefeuert durch liebevolle bunte Kreidezeichnungen auf dem Asphalt.
So langsam aber schienen mir Ballon nebst Pulk immer schneller zu werden, zumindest wurde es immer schwerer, dran zu bleiben, und der von der untergehenden Sonne im Gegenlicht zauberhaft rot durchstrahlte Ballon wandelte sich langsam zur Fata Morgana im Auge des Verdurstenden. Nach der zweiten Durchquerung des Warnowtunnels endlich sah ich erfreut den Zugläufer den Verpflegungsstand ansteuern, was ich sofort auch für ein Minipäuschen nutzen wollte. Aber an meinen Fähigkeiten des schnellen Trinkens muß ich noch arbeiten. Als ich nämlich nach einem genießerischen Iso-Schlückchen (natürlich von Hella) wieder die Augen öffnete, war niemand mehr zu sehen. Alle weg, samt Ballon! Ab um die nächste Ecke und schon 100m voraus. Und so begannen die letzten und schwersten 10 km. Zuerst hoffte ich ja, die immer kleinere Ansicht des Ballons läge daran, dass er etwas Luft verlöre. Aber es war leider eine optische Täuschung, bedingt durch die wachsende Entfernung. So schleppte man sich km für km dahin, und stand den überholenden Halbmarathonis irgendwie im Weg herum,  und mißachtete weitgehend die traumhafte Ansicht des abendlich illuminierten Rostock, wie sie sich von Gehlsdorf aus bot. Ade, 3:30.
Dann aber kam ein Schild „noch 2km“, und mein Timer war erst bei 3:22:xx angekommen. Das weckte noch mal die Lebensgeister. Es mußte doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht wenigstens die alte Bestzeit (3:39) unterboten wurde. Und das klappte dann auch, was letztendlich  wesentlich besser war, als ich mir in meinen kühnsten Träumen für diesen Abend vorgestellt hatte.
So richtig schwierig wurde es dann erst nach dem Medaillenempfang, als die Endorphine langsam verblubberten und der Kreislauf wieder runterfuhr. Ich muss wie ein Geist ausgesehen haben. Jede Andeutung einer etwas intensiveren Bewegung oder gar Dehnung wurde vom Körper mit dem Versprechen quittiert, mich mit dem Vater aller Krämpfe zu beglücken. Wie sollte ich nur den verdammten Mietchip vom Fuß kriegen? Die reinste Akrobatik. Nach 10min schaffte ich es endlich, den Fuß auf eine Bank zu stellen. Kam aber trotzdem nicht dran. Da musste erst Frank nach seiner „Rostocker 7“ vorbeikommen und mich erlösen. Und allmählich bildete sich im Zielbereich eine stolze Lauftreff-finisher-Runde.
Irgendwann, nach diversen netten Fachgesprächen mit Leidensgenossen, darunter Fred „Sprintefix“, bei dem man sicherlich wieder traumhafte Streckenfotos vorfinden wird, fühlte ich mich fahrtüchtig genug, den etwa 10km langen Heimweg anzutreten.
Und hier macht endlich die Überschrift ihren Sinn. Indem ich zum Zwecke meines kleinen Lauftreff-Ausfluges von dem familiären Grillabend auf der heimischen Freiluftterrasse desertiert war, verpasste ich tatsächlich den wahrhaft apokalyptischen abendlichen Wolkenbruch, von dem mir mit immer noch schreckgeweiteten Augen berichtet wurde! Aber wenigstens musste diesmal kein Wasser aus dem Haus geschaufelt werden.

Lauftreff-Ergebnisse

Dist

SNR

Name Verein

Jg

AK.

AK

Brutto

Netto (Rang)

Pace Netto

7,7

1632

HEINRICH Doreen 1. LAV Rostock

1978

4.

W35

42:55

42:48 (16.)

5:34

7,7

1702

SCHRAMM Frank 1. LAV Rostock

1958

1.

M55

40:07

40:01 (47.)

5:12

7,7

1721

VOIGT Jürgen 1. LAV Rostock

1938

1.

M75

53:11

53:04 (95.)

6:54

HM

561

BLAHN Carolin 1. LAV Rostock

1989

21.

WHK

1:58:01

1:56:44 (71.)

5:32

HM

1169

RÜGGEBERG Tatjana Lidl Rostock

1969

10.

W45

1:57:30

1:56:47 (72.)

5:32

HM

562

BLANKE Silke 1. LAV Rostock

1964

11.

W50

2:00:59

2:00:32 (102.)

5:43

HM

1239

SCHUMANN Katrin 1. LAV Rostock

1968

28.

W45

2:11:51

2:10:35 (166.)

6:11

HM

1297

STOLZMANN Birthe 1. LAV Rostock

1970

32.

W45

2:14:05

2:13:29 (186.)

6:20

HM

898

KRÖPPELIEN Katrin 1. LAV Rostock

1970

40.

W45

2:29:53

2:28:36 (250.)

7:03

HM

1211

SCHOKNECHT Birk 1. LAV Rostock

1969

34.

M45

1:49:04

1:48:20 (253.)

5:08

HM

1232

SCHULZ Ralf-Rainer 1. LAV Rostock

1954

11.

M60

1:54:47

1:54:03 (336.)

5:24

HM

908

KUNKEL Holger 1. LAV Rostock

1955

14.

M60

1:57:30

1:56:47 (390.)

5:32

HM

946

LUCHTERHAND Andreas 1. LAV Rostock

1962

64.

M50

2:10:34

2:09:49 (541.)

6:09

HM

679

FISCHER Erhard 1. LAV Rostock

1951

7.

M65

2:11:51

2:10:35 (548.)

6:11

M

382

VÖLSKE Jörg 1. LAV Rostock

1954

2.

M60

3:35:12

3:34:41 (54.)

5:05

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