Als Läufer hat man so seine Lieblingsveranstaltungen. Nach dem emotional nicht zu
überbietenden Lauf der Rostocker 7 über 7 km bei der Marathonnacht am 05.08.17 in Rostock
gehören dazu u.a. für mich die traditionellen Läufe in Laage und in Stäbelow, vorher noch der
Nachtlauf am 19.08.17 in Dresden.
Auf letzterem habe ich mich besonders gefreut, kannte ihn aus dem Vorjahr. Inmitten der
Stadt im Pulk von mehr als 3000 Läufern bei letzten Sonnenstrahlen zu starten und in der
Dunkelheit entlang der Elbe zu laufen, die beleuchtete Skyline der Stadt dabei zu sehen,
vermittelt Gänsehaut. Über 13,8 km entlang beider Ufer sollte es gehen, zweimal den Fluss
querend, zurück zum Startpunkt. Am Ende zeigte meine Sportuhr eine gelaufene Distanz von
13,85 km, trotzdem war ich kein Finnisher. Wie kam es dazu?
Beim Start 29°C, ein schweres Gewitter war für die nächsten 1-2 Stunden angekündigt, ging
es über den Hasenberg vorbei an der Synagoge hinunter zum Terrassenufer, in Richtung
Elbradweg flussaufwärts. Ich war gut vorbereitet, spürte jedoch gleich im Elbtal nach ca. 2
km eine fast unerträgliche Schwüle; das wird schwer, ging mir durch den Kopf. Noch gut 3
km bis zur ersten schon ersehnten Wasserversorgung! Etwas Tempo raus, Durchkommen war
die Devise. Am Ziel war ich mit Christine, begleitet von Schulfreundin Erika, verabredet.
Erfrischt mit einem Becher Wasser ging es nach 6 km über das Blaue Wunder, dann bald über
400 m Kopfsteinpflaster auf der anderen Seite flussabwärts in Richtung
Waldschlößchenbrücke. Am linken Rand des Laufweges standen in dichter Folge für die
Beleuchtung der Laufstrecke brennende Feuertöpfe und Fackeln. Eine Fackel, von einer
aufkommenden Gewitter-Windböe erlöscht und auf die Laufstrecke geschobene, wurde mir
zum Verhängnis. Ich übersah sie und spürte einen heftigen Schmerz am linken Bein. Heißes
Fackelöl! „Lauf zur Elbe und kühl“ hörte ich den Ratschlag einer Läuferin hinter mir, die
meinen Fluch vernahm. Ich überlegte; der Kompressionsstrumpf, dachte ich, wird wohl noch
das Schlimmste verhindert haben. So lief ich weiter, über den Rosengarten und die
Carolabrücke Richtung Ziel. Den aufkommenden Gewitterregen empfand ich Willkommen.
Die Schmerzen wurden jedoch größer, an einem Malteserzelt lief ich noch vorbei, dann setzte
ein heftiger Regen mit Sturm ein und ich dachte, wohl auch etwas orientierungslos, zurück
ins Zelt (siehe Abbildung und Kasten). Dass es nur noch wenige Meter zum Ziel waren, hatte
ich unter den Bedingungen nicht realisiert. Wirklich dumm gelaufen.
Es bestätigt sich mal wieder Murphys Gesetz, „Alles, was schief gehen kann, wird auch
schief gehen“: Verbrennung, Ziel nicht gefunden, Kommunikationsausfall. Die Verbrennung
stellte sich dann auch noch als nachhaltig, in erster Zeit sehr schmerzhaft dar.
Dresden erfreute uns aber wieder mit seiner Kultur und Landschaft, erstmalig mit der
Philharmonie im schönen Konzertsaal des neuen Kulturpalastes.
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Das DRK-Zelt war nur spärlich beleuchtet, durch
das Gewitter war der Strom ausgefallen. Die
Malteser waren um etliche Läufer mit
Kreislaufproblemen bemüht, versorgten mich erst
mal mit Wasser, checkten dann Puls, Blutdruck,
Blutzucker (alles OK) und versorgten gründlich die
Brandverletzung mit einem großflächigen sterilen
Verband. Dann trat ein weiteres Problem auf.
Es gelang uns nicht, Christine, die zunehmend in
Sorge um mich war, zu erreichen; durch das
Gewitter war das Mobilfunknetz gestört. So machte
ich mich in Begleitung eines Maltesers zum
Zieleinlauf auf, wo wir uns dann gleich trafen. Das
Gewitter war abgeflaut, vor allem aber die Sorge
von Christine und Erika um mich.
Zwei Wochen später war der 7. Blocky-Block-Spendenlauf in Laage, den ich fest im
Programm hatte; es ging jedoch noch nicht. Frank und Birk liefen mehrmals die berüchtigte
Strecke im Wald und hatten, wie sie sagten, neben sportlicher Herausforderung dabei auch
ihren Spaß. Jörg hat dazu berichtet (http://lauftreff-rostock.de/?p=1349).
Ebenso zum Spätsommerlauf in Stäbelow, an dem ich mir, wenngleich noch mit einem
Verband, vier Wochen nach Dresden, eine Teilnahme wieder zutraute (http://lauftreff
rostock.de/?page_id=80).
Einige Tage später, am 22.09.17, fand dann der 1. „Warnemünder Stapellauf“ statt, organisiert vom Bereich Seefahrt der HS Wismar, kurz nach dem Semesterbeginn. Die
Laufstrecken über 3 bzw. 6 Seemeilen (sm) waren teilweise identisch mit denen des Küstenwaldlaufes. Universitäres Ambiente bei der Anmeldung und am Ziel, perfekt. Nur dass
nicht jeder am Lauf interessierte bereits nachmittags um 14.00 Uhr starten kann, hatte man wohl nicht berücksichtigt, auch, dass wohl einige Studenten am Freitagnachmittag nicht mehr vor Ort sind. So starteten jeweils überschaubare Läuferpulks bei idealem Wetter am Stephan-Jantzen-Park, mit Doreen über 6 und mir über 3 sm, mit WhatsApp-Wünschen von Jörg, der sich noch vom 100-km-Tripp regenerierte. Über die Promenade zum und um den Leuchtturm, zurück Richtung Küstenwald bis zum Planetenweg, dort Wende und beim
Dünenaufgang 24 weiter über den Sportpark und durch die Kleingartenanlage „Am Moor“ zum Bereich Seefahrt, dem Ziel. Mir blieben die 3 sm des Planetenweges erspart, also 3 x 1852 m, somit 5,556 km.
Alles war gut ausgeschildert, auch der winklige Weg in der Gartenanlage. Fackeln erübrigten sich!!
Ergebnisse unter http://my2.raceresult.com/77608/registration?lang=de. Doreen belegte bei den Frauen den 2. Platz, wir beide in der Altersklasse jeweils den 1. Platz, konkurrenzlos. Das „Lauf-Patent“, das uns beiden überreicht wurde, stellte mein Läufer-Selbstbewusstsein wieder her! So kann ich erneut über den Nachtlauf in Dresden im nächsten Jahr nachdenken.
Frank Bennis, der “fliegende Holländer”, welcher seine läuferischen Aktivitäten ständig zwischen Rostock und Berlin aufteilen muss, und uns des Freitags gerne mal ne flottere Runde spendiert, finishte heute seinen ersten Marathon.
Seine Trainingsrunden in den letzten Wochen riefen schon Respekt hervor: mal eben von Rostock nach Satow, denn nach Schwaan, gerne auch mal Bützow oder Güstrow (zurück dann aber mit dem Bus ).
Die beim Marathon erzielten Durchlaufzeiten lassen ein schön ausgeglichenes Rennen erkennen. Kein finaler Leistungseinbruch, im Gegenteil gar, nach einem HM in 1:45:00 folgte noch einer in 1:42:16!
Da Ihn nun als einen der wenigen noch standhaften whapsapp-Verweigerer unsere dort platzierten Glückwünsche nicht erreichen, dachte ich mir, sie auf dieser unserer old-school-Webseite zu platzieren. Unter Beachtung des Datenschutzes natürlich.
Was den Bericht über den “Ostseeweg 100” betrifft, welcher für Ringo und mich das im wahrsten Sinne des Wortes vergangene Wochenende dominierte, kann ich mich einfach nicht für eine Überschrift entscheiden. Darum muss ich das notgedrungen dem geneigten Leser als kleine Vorübung für das kommende Wahl-Wochenende überlassen.
- Der Club der weißen Bänder
- Die Entdeckung der Langsamkeit
- Golgatha reloaded
- Ich bin dann auch mal weg gewesen
So kann ich mich besser auf die Beschreibung des Events konzentrieren. Und das hatte es in sich – und erbrachte die bisher am schwersten und langwierigsten erkämpfte Finisher-Medaille, stilecht aus hartem Holz geschnitzt.
Ich hatte mich, da die 50k schon ausgebucht waren, ziemlich unbedarft für die 100k angemeldet mit dem Gedanken, dass 100km “gemütlich” gewalkt nicht schlimmer sein könnten als 42km geflitzt.
Vor dem Start gab es eine sehr motivierende Aufbaueinheit durch unsere Katrin, welche uns mit Blasenpflastern sowie wertvollen Tips aus ihrer erfolgreichen vorjährigen Teilnahme versorgte (3. gesamt + Erste Frau in 18:48 !!). Als sie aber beiläufig einflocht, was ihr “bei km76″ widerfuhr, ging es mir kalt durch Mark und Bein, weil ich in dem Moment sinnlich begriff, dass das bedeutete, noch 24 km = 4…5 Stunden vor sich zu haben, nach einer durchgemachten Nacht und eben 76km in vielleicht 12h. Klingt viel schlimmer, als frisch 100k anzugehen… Und ist es auch. Zum Glück bekam jeder ein unverlierbares Handgelenksband zugeteilt, um im Falle des weitab-der-Piste verwirrt Herumstolperns zugeordnet werden zu können.
Nun, es gab jetzt kein Zurück mehr und pünktlich um 17:00 ging es mit einer Ehrenrunde auf der Laufbahn los. Nach Passieren des Buchenberges war bald der Parkentiner Landweg erreicht, in dessen Verlängerung mein Heimathaus winkte, aber es ging erst mal rechts ab in den Hütter Wohld, auf die berüchtigte Wildschweinpiste. Danach strömte der Tross der Wanderwilligen auf den Verbindungsweg von Konow nach Wilsen, alles die von mir so wohlgeliebten Stätten der Kindheit und späterer zahlreicher Genuss- und Trainigsläufe. In dieser Phase lief es sich sehr entspannt in wechselnden Diskussionsgruppen. Als bestaunter und kundiger Eingeborener konnnte ich nicht umhin, auf ein dezent angebrachtes Muschelsymbol und darauf hinzuweisen, dass wir uns jetzt auf einem Abschnitt des berühmten “Camino” bewegten. Und der entfernte Anblick der gewaltigen Futtersilos der Michviehanlage von Stäbelow war eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, dass wir dereinst, in dem denkwürdigen Jahre 1968, als 14-jährige Schüler die Fundamente dafür gegossen haben. Was der Unterrichtstag in der Produktion eben so mit sich brachte…
Aber ich schweife ab. Nach 20km – immer noch in TopLaune und -Form – war der Neue Friedhof erreicht und bald danach der erste Verpflegungspunkt am Platz der Freundschaft. Nach einem Schlenker durch die Innenstadt von Rostock gab es dann eine neue Gelegenheit, in nostalgische Schwärmereien zu verfallen, denn jetzt nahmen wir in zunehmender Dunkelheit eine schweißgetränkte Teil-Strecke der Marathonnacht unter die Füße. Mit dem dazugehörigen traumhaften Blick über die Warnow auf das nächtliche Rostock, und begleitet von den über whatsapp hereintröpfelnden guten Wünschen des mitfiebernden Lauftreffs. Bald (um 21:48) war das 30km-Schild erreicht, über dessen Botschaft ich eine Weile grübeln musste: “Mut ist das Übertreten der sich selbst gesteckten Ziele”. Wie sollte man das gesteckte Ziel, 100km zu finishen, noch übertreten? Ne Extra-Runde drehen? Ringo überholen? Wo war der überhaupt? Ich glaube, sich ein ambitioniertes, nicht sicher erreichbares Ziel zu stecken und dann entschlossen darauf hinzuarbeiten, ist auch schon recht mutig.
Mit diesen tiefsinnigen Gedanken ging es von der Marathonpiste weg in Richtung Stuthof, durch einen wirklich sehr finsteren Wald, der aber netterweise durch gelegentlich am Wegesrand aufgehängte Knicklichter aufgelockert wurde. Nach Stuthof folgte Markgrafenheide, danach Hohe Düne, und zwischendurch, noch weit vor dem 50km-Punkt, musste ich beunruhigt feststellen, dass ich wie auf Sandpapier lief. Ich, der sich beim Laufen noch nie eine Blase geholt hat. Sehr komisch. Der kurze Sprint, um die Mitternachtsfähre noch zu erwischen, war dann schon ein wenig schmerzhaft.
Aber in Wenzels Bierstuben auf der Warnemünder Seite war erstmal die nächste willkommene Gelegenheit zur Zwischendurch-Regeneration. Außerdem die erste und einzige Gelegenheit, aus dem in das System eingespeisten Kleiderbeutel die notwendigen Utensilien für die zu erwartende Nachtkälte und die restliche Strecke zu fischen. Sodann wieder ein wenig Nostalgie – denn jetzt ging es für eine Weile auf die ausgetretenen Pfade vom “Küstenwaldlauf” – von der Promenade irgendwann in den gut mit Richtungspfeilen bestückten Wald hinein. An Wilhelmshöhe vorbei, nun teilweise auf der traditionellen Stundenlaufstrecke, war dann Kurs auf Nienhagen zu nehmen, immer schön an der Küste entlang. Die Nachtstunden verstrichen erstaunlich schnell, die km zogen nur so vorbei, die Stimmung war irgendwie zauberhaft und bekam durch das gelegentliche Wetterleuchten über der See etwas Erhabenes. Reichlich gelbe Pfeile und Knicklichter sorgten für eine problemlose Navigation. Und das wiederholt vorbeituckernde Motorrad der Streckenkontrolle verlieh ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
Aber, da ich die Strecke bis Heiligendamm von diversen früheren Trainingseinheiten gut kenne, weiß ich um die zu passierenden Sehenswürdigkeiten und freute mich beispielsweise eine ganze Zeit auf die in Sprayer-Kreisen berühmte “north-side-gallery” an einer sehr langen alten NVA-Mauer. Die wollte und wollte und wollte aber partout nicht in Sicht kommen, und erstmalig fiel mir ernsthaft auf, dass die ganze Angelegenheit bedeutend zäher abging, als man es läufermäßig gewohnt war. Irgendwann endlich konnte ich ein paar neue Kunstwerke bewundern, und wieder war eine Nachtstunde verstrichen, und das Wetterleuchten hielt an, es nieselte ein wenig, von der Reede leuchteten vereinzelte Schiffe herüber und ich war froh, dass ich mir Musik auf die Ohren geben konnte, alldieweil sich “mein” Pulk zwischendurch aufgelöst hatte. Kurz vor Nienhagen leiteten die Richtungspfeile dann den Pulk ins Landesinnere ab, wo es auf dem Radweg nach Rethwisch weiter ging. Auf diese Weise wurde (leider) der Nienhäger Gespensterwald weiträumig umgangen – vielleicht besser so in der “Geisterstunde” weit nach Mitternacht.
Von Rethwisch bis Börgerende dann wieder zurück an die Küste, wobei schließlich in Börgerende der einzige Fall eintrat, dass ein Anschlusspfeil nicht gesehen wurde. Weder von mir noch von den restlichen Angehörigen eines spontan gebildeten Dreier-Pulks. Ohne Handy-Navigation hätten wir glatt die Ostsee nicht gefunden. Nach ein paar Schlenkern konnte dann endlich Kurs Richtung Heiligendamm aufgenommen werden.
Am Wegesrand zeigten einige SportsfreundInnen in einem hell erleuchteten Campingmobil eine andere ambitionierte Methode, die Nacht aktiv herumzubringen, indem sie eine Art rituellen Ringkampfes vorführten. Nun, ich musste dann leider auf den Weg achten, und Platz für die ca. 300 nachrückenden Zuschauer mit ihren gleißenden Kopflampen machen. Es ging dann aber drinnen das Licht aus…
Um von Börgerende westwärts zu kommen gibt es seit alters her bekanntlich eine sehr schöne und glatte Straße – aber ach, die bösen gelben Pfeile verwiesen unerbittlich auf den Deichweg, welcher zunächst mit einer Aufschüttung zentimetergroßer Steine, später mit schön tiefem Sand geflastert war. Einige km einer perfiden Folter für die schon arg malträtierten Fußsohlen, mit der erleuchteten Seebrücke von Heiligendamm als ersehntem nächstem Zwischenziel ständig vor den Augen. Das Grand-Hotel-Gelände samt Seebrücke wurde dann aber landseitig umgangen, um schließlich auf den seehr langen Kurweg Richtung Kühlungsborn zu kommen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit kam endlich das im Licht der Kopflampe fluoreszierende Ortsschild von Kühlungsborn in Sicht, und dann baute sich quälend langsam die Erkenntnis auf, dass dieser Ort vermutlich zu den längsten der Welt zählt. Der nächste Verpflegungspunkt lockte im Konzertgarten West, aber es brauchte eine weitere Unendlichkeit, bis überhaupt erstmal der Konzertgarten Ost in Sicht kam, und dann noch einmal so ein Ende bis zur ersehnten Labsal. Jetzt war von der Nacht nicht mehr so viel übrig, aber reichlich Kälte, so dass ich mich endlich entschloss, mir die langen Büxen aus dem Rucksack zu fischen und mich da reinzufädeln – war nicht mehr so einfach. Und man konnte schön Bananen knabbern oder diverse Gebäcke. Was mich ein wenig störte an der Stelle: für Kaffe oder Tee waren 50 Cent hinzublättern – und wer möchte bei so einem Marsch schon klimperndes Kleingeld herumschleppen? Außerdem gab es neben Stillem Wasser aus dem Kanister (naja, ok) keine vernünftigen Iso-Getränke sondern nur labrige CO2-Brausen. Und so ein Gluckerwasser ist im Bauch schlecht fürs Laufen und auch nachteilig für die Ventile mancher Trinkflaschen. Meine zischten und kleckerten nach dem Auffüllen munter vor sich hin. Wie auch immer, nach dieser wohlverdienten Pause ging es mal wieder auf einer altbekannten Rennstrecke weiter – der des Ostseeküstenlaufes. Und dies war die Phase, in der man eines zauberhaften, strahlenden Sonnenaufganges teilhaftig werden durfte und nach dem Erreichen des westlichsten Punktes der Strecke kurz vor Kägsdorf das Erklimmen des Bastorfer Signalberges in Angriff nahm. Der Blick auf die Ostseeküste mit der triumphierend höhersteigenden Sonne ließ einen zeitweise beinahe die Qualen vergessen, die zunehmend von den Fußsohlen und anderen Körperteilen ausstrahlten. Beinahe. Trotz der dicken walking-Schuhsohlen schien sich jedes Sandkörnchen des Weges direkt in die Haut einzustechen. “Trotz” – ein gutes Wort, um die Motivation in diesem Abschnitt des Weges zu beschreiben. Aufgeben wäre jetzt albern gewesen – obwohl das erreichte Schild noch 20km und gute 4 Stunden weiterer Torturen versprach. Nun ja, nach dem Passieren des auf dem Berg thronenden Leuchtturmes ging es erstmal wieder abwärts. Und es löste sich eines der Mysterien der Nacht auf, als Ringo nach Erhalt meines Leuchtturm-Schnappschusses erfreut mitteilte, dass er 15min vor mir wäre. Hmm, seit km 10 hatte ich ihn nicht mehr (bewußt) gesichtet, und da war er noch hinter mir. Irgendwie war ja klar dass das nicht so bleiben konnte, besonders nach seinem grandiosen 6. Platz in 7:43 bei den 50km vom “Kleinen Ostseeweg”. Hatte der Bursche (sich) wohl im Schutze der Dunkelheit vorgearbeitet! Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit gewesen, eine Schippe draufzulegen (siehe das 30-km-Schild), aber nicht mit diesen kärglichen Restbeständen von Fußsohlen! Und der Rest der Beine wollte eigentlich auch nicht mehr.
In gedämpfter Eile weiter Richtung Diedrichshagen. Und genau dort rettete mir die derzeitige Kampagne “Kopf hoch, das Handy kann warten” des NDR vielleicht mindestens das Leben. Denn ich ging mutterseelenallein auf gerader Straße, die sich weit vorne in der Unendlichkeit verlor, im Sonnenschein so dahin und versuchte der whatsapp-Meldungsflut auf dem Handy Herr zu werden ohne mich sonderlich um den Weg zu scheren, als sich ein vermutlich von dieser Kampagne implantierter posthypnotischer Befehl manifestierte: “Steck das Handy weg. Sieh Dich um!” Oh, oh, da waren gleich mehrere gut sichtbare Abbiegepfeile schon weit hinter mir, die dazu aufforderten, in den “Budweg” Richtung Wittenbeck abzubiegen. Das war knapp. Wer weiß, wo ich gelandet wäre…
Wenigstens spendierte die Durchquerung des Wittenbecker Golfplatzes dann ein kleines erheiterndes Zwischenhoch, indem man eifrige Sportler bei ihren wuchtigen Luftschlägen beobachten konnte. Die hatten es auch nicht leicht!
Irgendwie in diesem Bereich begann dann aber auch die schwierigste und quälendste Phase des gesamten Rennens – die “nur noch 10km” (wenn man mal von den letzten 5km absieht - die entziehen sich dann schon menschlicher Vorstellungskraft). Jeder Meter dehnte sich wie Kaugummi, jeder Schritt war eine kleine Heldentat, und nur noch eine kalte, glühende Wut trieb einen vorwärts. Und der Wunsch, endlich ein Ende zu machen, egal wie. Als literarisch beflissener Bürger musste ich viel an Stephen Kings “Todesmarsch” denken bei der Gelegenheit.
Als letzte Hürde vor Doberan war endlich “nur” noch Vorder-Bollhagen zu bezwingen, mit viel schönem Wald drumherum, für den ich leider keine freundlichen Gefühle entwickeln konnte. Lag wohl an dem piekigen Sandweg, auf dem man sich bewegen musste. Und der finale Einmarsch in DBR verlief nicht so glatt und schnurstracks, wie die Streckenkarte versprach. Im Gegenteil schleiften einen die unerbittlichen Richtungspfeile auf einem kafkaesken Zickzackkurs durch beinahe jede Ecke der Stadt, bis dann endlich der Eingang zur Sporthalle passiert werden konnte, wo einem ein Gongschlag und ein pompös ausgerollter Roter Teppich gar noch ein Quentchen Beschleunigung entlockte! Eine nette Idee! Und noch niemals zuvor erhielt ich eine finisher-Medaille mit einer derartig unendlichen Befriedigung, es endlich geschafft zu haben. Nach ewig unvergesslichen 18 Stunden und 23 Minuten. Der offizielle Trailer vermittelt einen Eindruck der überschäumenden Emotionen!
Und ich danke allen whatsapp-Operatoren des Lauftreffs, die am Gerät ausharrten und immer wieder Zuspruch und Aufmunterung gespendet haben.
Wie man hörte, sind von den 500 Startern am Ende nur 200 übrig geblieben. Eine offizielle Ergebnisliste gibt es leider nicht. Trotzdem blieb es nicht verborgen, dass Ringo mit seinen 17:47 einen phänomenalen 5. Platz belegte, wenn auch 1 Stunde hinter dem Ersten. Erster, nicht Sieger. Denn eigentlich sollte es hier weniger um Kampf, als vielmehr um geistige Erbauung gehen. Die Entdeckung der Langsamkeit. Der Weg ist das Ziel! Wie die Pilger-Muschel am Anfang des Weges andeutete. Wenn man das so sieht, bin ich für eine eventuelle Pilgerung nach Santiago de Compostela mental noch nicht gerüstet. Und ich bewundere die, die das geschafft haben.
Apropos geschafft: Bei der ganzen Geschichte habe ich es erstmalig seit 2010 geschafft, den Kritzmower Spätsommerlauf zu versäumen. Mein Heimspiel! Aber das war einfach nicht mehr drin, obwohl ich das in der ersten Hälfte des Ostseeweges noch nicht für unmöglich hielt. Welch Hochmut! Zum Glück sprang der Lauftreff in die Bresche und mischte in starker Besetzung das Kritzmower Ereignis auf. Und Birk schaffte es, über die 10km unter der magischen 45 zu bleiben!
bin ich das vergangene Wochenende gewesen, was Wettkämpfe betrifft. Das heißt aber nicht, dass nichts vom Lauftreff zu sehen gewesen wäre in dieser Zeit.
Am Samstag, dem 2.9., war ja schon die 27. Auflage des Internationalen Usedomer Halbmarathon zu absolvieren. Dieses tat unsere Sabine mit Bravour und belegte mit 1:44:08 den 8. Platz unter immerhin 74 Teilnehmerinnen. Und “nur” den 2. in ihrer Ak…
Am Sonntag dann gab es in Laage die 7. Auflage des mittlerweile auch schon traditionellen Blocky-Block Spendenlaufes zu absolvieren – “bei besten äußeren Bedingungen, im Laager Stadtwald”. Hört sich harmlos an, aber Birk, der gemeinsam mit Frank unsere Ehre dort verteidigte, hatte anderes zu berichten. Es handelt sich nämlich um die anspruchsvolle 1,2-km-Cross-Runde, auf der auch gelegentlich die entsprechenden Landesmeisterschaften stattfinden. Mit dem berühmt-berüchtigten abschließenden Mörder-Anstieg, der einem nach der vorgelagerten Wiesenstrecke den letzten Saft aus den Waden saugt – und für die volle Distanz von 12km ZEHN mal bezwungen werden musste.
Zur Belohnung schlug das Tombola-Glück schon wieder zu. Da ist dann doch der Schmerz wie weggeblasen!
Schon ist die Warnemünder Stundenlaufsaison für dieses Jahr vorbei. Mit gemischtem Endstand – ich weiterhin weit entfernt von meinem Traum, mal wieder 7 Runden zu schaffen, Frank leicht verknackst nach drei Runden ausgestiegen und Jürgen musste sich nach seinem “Fackellauf” in Dresden leider auf die Funktion eines Groupies beschränken. Gute Genesung den beiden, und, Dabeisein ist alles!
Unsere Lauftreffgrazien haben es derweil geschafft, auf die “Rostocker 7″ von der Marathonnacht noch “Eine” draufzusetzen und zu acht den 15. Rostocker Frauenlauf zu rocken, gut verteilt auf die 5- und die 10km-Strecke.
Dieses Jahr gab es ja das Angebot, auf eine Zeitmessung zu verzichten, aber auf so einen Deal haben sich unsere Mädchen natürlich nicht eingelassen. Und leicht war es nicht: An der Wasserkante stand ein steifer Gegenwind einem zügigeren Vorankommen vehement entgegen, keinesfalls ausgeglichen durch die Schiebephase in der Gegenrichtung. Dessen ungeachtet triumphierte dieses Jahr Tatjana auf der kurzen Distanz. Nach dem undankbaren 4. Platz vom Vorjahr ließ sie sich diesmal von den Medaillenplätzen nicht verdrängen. Sabine wiederum dominierte wie eh und jeh mit Abstand ihre Altersklasse, während sich Silke schon mal auf den zweiten ihrer Ak vorarbeitete.
Die Herren der Schöpfung durften sich derweil einer außerplanmäßigen Regenerationseinheit hingeben, aufgelockert durch regelmäßige Jubel- und Anfeuerungseinlagen. Und sie hatten viel Zeit, die Photo- und Videomöglichkeiten ihrer Smartphones auszutesten, wovon mein kleiner Zusammenschnitt nur einen Bruchteil zeigen kann.
DieRostocker8 genießen
Neuer Teilnehmerrekord beim City-Sport-Abendlauf – zur Unterstützung der Hospizinitiative Rostock, die sich somit auch über einen Spendenrekord freuen kann.
Der Sportclub Laage als Mitorganisator der Aktion war mit besonders vielen Vertretern angereist – und er stellte auch in altbewährter Weise den gewieften Co-Moderator der abschließenden Tombola.
Aber auch unser Lauftreff ließ sich keinesfalls lumpen und trat nahezu vollständig an.
Es gab wie üblich keine Startnummern und keine Transponder, damit man “es” mal ganz entspannt angehen konnte, aber listigerweise war am Zielstrich eine wirklich große Stoppuhr angebracht, so dass man doch nicht umhin konnte, seine Rundenzeiten zur Kenntnis zu nehmen und sich davon eventuell etwas mitreißen zu lassen.
Sabine hatte ihre vier Runden als Erste absolviert, wenn ich das richtig gesehen habe (und ich sah sie nicht besonders lange).
Den Abschluss dieser Läuferparty bildet traditionell eine Tombola, gesponsort von etlichen Unternehmen der Region. Und hier konnte man mal ein Mirakel der Statistik bewundern: Mag mal jemand ausrechnen, wie unwahrscheinlich es ist, dass bei 1222 Teilnehmern und vielleicht 30 Preisen gleich zwei davon auf unser kleines 15er-Team herabregnen? Aber es ist passiert!
Die Ausschreibung des 2. Prerower Fackellaufes traf voll meine romantische Ader: Start um 22:00 bei traumhaftem Wetter war angesagt, ein Erlebnislauf auf griffig-festem Sand genau an der Wasserkante entlang mit einem Spalier von Fackeln, Live-Country-Musik im Ohr, die Füße schmeichelnd verwöhnt von Ostseewasser auf Wohlfühltemperatur, und als Krönung der Blick auf das passend eintretende Maximum des Perseiden-Stromes, so dass man mit dem Wünschen kaum hinterherkäme.
Hab schon überlegt, ob ich mir die wichtigsten mit Leuchtschrift auf die Hand schreibe, um keinen zu vergessen.
Aber ach.
Entgegen dieser Hoffnungen herrschte in der Wettkampfzone ein ziemlich ausgeprägtes Sauwetter. Alles drängelte sich in Erwartung des erlösenden Startsignals unter dem winzigen Anmeldezelt herum, um nicht schon vor Beginn durchzuweichen. Aber irgendein Körperteil war immer ungeschützt. Da half nur, ab und zu sich langsam wie ein Broiler vor der anwesenden Feuerschale zu drehen, um eine gleichmäßige Mindesterwärmung und -trocknung zu erreichen.
Und ein bisschen half auch die country-mäßige Live-Musik, die zum Aufheizen der Athleten eingespielt wurde.
Nach einer zünftigen Einsatzbesprechung und Anwesenheitskontrolle wurde dann endlich der count-down zelebriert. Die eh schon feuchten Laufschuhe waren rechtzeitig abgeworfen worden, um es einmal barfuß zu versuchen. Die Konsistenz des Sandes direkt an der Wasserkante war dafür hervorragend geeignet, wie sich zeigte, wenn auch mit einigen speziellen Schikanen angereichert.
Nach einem kurzen Stück Tiefsand war (wenn man nicht scharf auf weiteren Tiefsand war) genau am Spülsaum ein Parcour aus schönem traumfein-festem Sand und in eben diesem verborgenen Endabschnitten zahlreicher Buhnenreihen zu überwinden. Und ab und zu machte ein Zeh Bekanntschaft mit einem scharfkantigen echt miesen Muschelgehäuse.
Die Fackeln am Wegesrand litten genau wie die Läufer unter der Nässe, der größte Anteil der Strecke war wahrhaft zappenduster und ich konnte die vereinzelten Tollkühnen nur maßlos bewundern, die da irgendwie ohne jegliche Beleuchtung entlangglitten. Es war auch ein Nachweis gut funktionierender Reflexe gefragt, mit immer mal wieder auftauchenden “Geisterläufern”, auch gerne unbeleuchtet, ohne Zusammenprall klarzukommen.
Es waren 5km bis zum Regenbogencamp zu laufen, auf halber Strecke unter der feierlich illuminierten Seebrücke hindurch. Und dabei verlieh die Stirnlampe in Kombination mit dem scharfen Gegenwind und den beleuchtet herantreibenden Wassertropfen dem eigenen Voranstreben einen sehr coolen Warp-Effekt. Leider nur eine optische Täuschung, und es baute sich eine tiefe Vorfreude auf den Schiebewind-unterstützten Rückweg auf.
Der begann dann nach dem Erreichen des Feuerschalen-markierten Wendepunktes und dem Erhalt des obligatorischen Anti-Schummel-Bändchens – als Beweis, das man wirklich nicht vorher ungedreht ist.
Auf dem Rückweg lief es sich leicher, da Gegenwind und auch Regen entfielen, aber es war weiterhin kein Zuckerschlecken. Das unfallfreie Umkurven von schemenhaften Sandburgen, Muschel- und Tanghaufen erforderte höchste Konzentration. Und die ganzen 2,5km vom Wendepunkt bis wieder zur Seebrücke fühlte ich mich zunehmend wie in einem dieser typischen Horror-Alpträume. Man läuft und läuft und läuft und macht und tut aber kommt einfach nicht voran. Denn die immer noch festlich beleuchtete Seebrücke erinnerte die ganze Zeit an “Titanic 500m voraus”. Und egal wie lange und weit man lief, der scheinbare Abstand blieb immer gleich. Die reinste Fata Morgana.
Zur Aufmunterung durfte ich zwischendurch einmal an Gesa Krauses Missgeschick in London denken: Ein von einem besonders eifrigen Sandburgenbauer hinterlassenes Loch ward für mich zur Fallgrube und entlockte mir einen Salto, der zu Gaby Seyferts Zeiten wohl als “gehockter Doppellutz” durchgegangen wäre. Leider nicht gestanden, die Figur, aber gesehen hat es eh keiner. Das letzte Stück quasi im Gleitflug, war ich dann endlich doch unter der Brücke durch.
Nach der zweiten Bewältigung der Buhnen-Hürden war es dann nicht mehr weit bis zum Ziel, aber die letzten 20 m in sehr lockerem Sand forderten noch mal alles ab.
Und dann trat zu meinem großen Erstaunen Ringo in mein Blickfeld – der sich wenige Stunden vorher beim Poeler Abendlauf den dortigen Witterungsunbilden dargeboten hatte. Und es war ihm augenscheinlich noch nicht genug gewesen für diesen Tag.
Im Nachhinein bin ich übrigens ganz froh, keinen der Wunsch-Meteoriten erblickt haben zu müssen. Diesen einen Wunsch hatte ich mir vorbehalten.
Denn: Um bei der Bewölkung sichtbar zu sein, wäre schon ein Kaventsmann vom Kaliber “Saurier-Extinction” erforderlich gewesen…
Über den letzten Stundenlauf habe ich mich lieber nicht weiter ausgelassen. Nach der halben Zeit schon musste ich einfach aufgeben, und das lag nicht am strömenden Regen.
Wenigstens Jürgen hielt die ganze Stunde durch und rettete so die Ehre des Lauftreffs.
So war ich recht wenig motiviert, mich zur Anmeldung der Marathonnacht aufzuraffen.
Aber die Begeisterung des restlichen Lauftreffs war einfach zu mitreißend, besonders die der 7 Auserwählten, die auf der “Rostocker 7″ einen fulminanten Teamauftritt hinlegen wollten.
Auf den allerletzten Drücker, wenige Minuten vor Mitternacht, geschah dann endlich der entscheidende Tastendruck.
Und soo schlecht wurde die ganze Aktion dann auch nicht – Eine kolossale Untertreibung, wenn man den Auftritt unserer “Rostocker 7″ betrachtet. Pünktlich gestartet um 07:07pm fand ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis statt, welches es bis in die Spalten der Ostseezeitung geschafft hat!
Man könnte meinen, mittels der Umsetzung eines bekannten Zitates von Karl Marx.
Besiegelt und beurkundet! |
Damit nicht genug, drückten auch noch Caro, Birk, Holger und Frank der “7″ ihren individuellen Stempel auf.
Ziemlich genau zum Zieleinlauf unserer Sieben-Ender erschallte dann nach einem Nasa-mäßigen count-down der Startschuss zum HM.
Mit Ringo und Ralf in dem rekordmäßig großen Pulk eingebettet, nahm das Abenteuer seinen Gang.
Ich bemühte mich um einen sehr verhaltenen Beginn aus dem hinteren Bereich heraus, um nicht gleich wieder zu Beginn schmählich abzufaulen. Und es klappte. Erst bei der zweiten Tunneldurchquerung fing es an, so richtig anstrengend zu werden. Aber das Ding ließ sich diesmal sehr schön bis zu Ende durchziehen und sich auch im Pulk noch ein wenig nach vorne durchbuddeln. Dazu trugen sicherlich auch die zahlreichen Attraktionen und das eifrig anfeuernde Publikum an der Strecke bei. Es gab wieder etliche Grill-Duftwolken zu beschnuppern, eine Super-Trommler-Truppe machte ordentlich Rhythmus, ein apokalyptisch lauter DJ im Tunnel ließ Sorgen bezüglich der Statik des Bauwerkes aufkommen. Und als die Füße schwerer wurden, machte “la ola” am Straßenrand die Muskeln wieder locker.
Nun ja, meine Zeiten vom vorigen Jahr kann ich erstmal vergessen, aber gemessen an der durchlittenen langen Trainingspause bin ich relativ zufrieden mit dem Ergebnis.
“Relativ” – wenn ich bedenke, dass sich da beim Abholen der Startunterlagen eine etwas übertriebene Erwartungshaltung aufgebaut hatte. Wurde ich doch spontan von einem der zukünftigen Mitkämpfer als “Posterboy” willkommen geheißen, und musste, beim Nachrecherchieren, feststellen, dass mein Auftritt vom Vorjahres-Marathon in die diesjährige Homepage reingebastelt worden war – und dass auch noch im Umfeld der 3:30er Ballons! Zu denen ich damals im Laufe des Rennens noch einen guten km Abstand aufbauen konnte…
Nebenstehender Verlockung, angeschlagen in Parkentin, konnten Birk, Jürgen und ich nicht widerstehen. Denn der Hütter Wohld bietet eine sehr schöne, naturnahe und anspruchsvolle, weil hüglige Laufstrecke, aufgelockert mit den Fischteichen der alten Zisterziensermönche. Man kann in den 180ha aber auch leicht in die Irre geraten, und die Hoffnung auf Markierungen und kompetente Streckenposten war eine starke Motivation, es dort mal wieder zu versuchen.
Und so fand man sich erwartungsfroh um Zehne am 8. Juli beim Fischereihof ein.
Es gab ein schönes rasantes Aufwärmprogramm, und dann fanden aber erstmal die Staffelwettbewerbe statt, so dass wir Zehnis bis zu unserem endlichem Start wieder etwas ausgekühlt waren.
Die Startnummern waren sehr hübsch gestaltet mit einigen reinlaminierten Gewächsen aus der Wettkampfzone. Dadurch aber auch ziemlich schwer, befördert auch durch die dazu gereichte überdimensionale Sicherheitsnadel.
Und so habe ich eine sehr schöne Ausrede beisammen, dass ich mal wieder erklecklich lange brauchte, um in ein einigermaßen flottes Schrittmaß zu verfallen. Der anfängliche sehr sehr lange Anstieg tat sein Übriges, einem schon zu Beginn den ganzen Saft aus den Waden zu saugen. Nach jeder Kurve, wo man dachte, ah, endlich geschafft, sah man erschreckt, dass es noch eine weiteres gewaltiges Stück himmelwärts weiterging.
Aber – so eher am Ende des Pulkes einherzudackeln, hatte mit einem Mal auch seinen Vorteil, wenn man das so nennen will. Denn dadurch kam man passgerecht zu einem seltenen Spezialerlebnis, Natur pur: Ein paar mächtige Kaventsmänner von Wildschweinen brachen plötzlich voraus aus dem Unterholz und querten die Piste. Und dann ging es erst richtig los – ein geradezu unendlicher Zug von Jungtieren folgte, und erst als ein paar besonders beeindruckende Alt-Exemplare die Kolonne abschlossen, setzte man mit etwas vorsichtigen Schritten (dass nur kein Zweig knackte…) seinen Lauf fort. Wenigstens ging es jetzt abwärts, aber damit es nicht zu leicht wurde, durfte man auch eine von den Schweinen vorher sorgsam aufbereitete Fläche durchqueren.
Nun, meine schlussendliche Zeit nach den zwei Runden erwähne ich hier lieber nicht, aber Birk – ohne Schweineviewing – knackte fast die 45min und fasste als Dritter der Gesamtwertung die schicke dazugehörige Medaille ab. Und Jürgen, der als ältester Starter diesmal die Strecke am längsten genießen durfte, bekam bei seinem nicht unflotten Finish einen schönen Sonderapplaus.
Und so kam es, dass am Ende jeder mit einer schönen persönlichen Erinnerung nach Hause gehen konnte.
welcher bekanntlich einst zwischen zwei gleich lecker aussehenden Heuhaufen wegen eklatanter Entscheidungsschwäche schmählich verhungerte, wäre an diesem Wochenende erneut gründlich gescheitert. Was gab es da nicht alles: Mittsommernachtslauf Krakow am See, Prerower Ostseeschwimmen, scn-Energy-Lauf Jatznick, Zingster Deichlauf, Hamburger Halbmarathon und und und..
Und ich war in höchster Gefahr, wie o.A. Langohr zu enden. Zunächst präferierte ich ja das Schwimm-Event, weil ich meinte, schon eine Weile schön das Kraulen geübt zu haben. Und ich wollte die Laufmechanik noch ein bisschen schonen. Aber bei näherer Betrachtung der Entfernungsanforderung (Prerow=2,1km <–> FKK Warnemünde – Mole = 1,5km) und Performancevergleich mit zufällig nebenherspaddelnden Badegästen in Warnemünde verwies ich diesen Gedanken fürs erste ins Reich der Träume. Blieb ja noch genug übrig.
Aber erst in letzter Minute fiel die Entscheidung für Krakow, vor allem weil der bekannte Warnemünder Ultraläufer Klaus Kinski bei jedem Stundenlauf (mich) diskret darauf hingewiesen hatte, dass ich immer noch nicht in der Teilnehmerliste stünde. Wo wir in Krakow doch schon mal so schön zusammen gelaufen waren.
Damit aber war der Entscheidungsbaum noch nicht zu Ende abgearbeitet – bei der Nachmeldung stand plötzlich die Frage “Welche Strecke?” dick und schwer im Raum. Und ich hatte dieses Jahr noch gar keinen langen Lauf, nicht mal nen klitzekleinen HM . So versuchte ich den ersten Buchstaben für “Zehn” herauszuquetschen, aber er wollte einfach nicht. Lag wohl an Jürgens Motivationsartikel (Raus aus der Komfortzone). Und ich hörte mich entsetzt das Wort “Dreißig” aussprechen.
Dann war noch etwas Zeit bis zum Start, und während der Regen sich gleichmäßig verstärkte, war neben dem erfreuten Klaus auch noch so manch anderer lieber Bekannter aus der Laufcommunity anzutreffen (Hallo Karl, Hallo Lothar, Hallo Sprintefixe, Hallo … !). Vom Lauftreff dann natürlich Jürgen, der es geschafft hatte, das Wort “Zehn” korrekt anzugeben.
So, dann los. Vom Start weg wurde man erstmal eine Weile schön gleichmäßig durchfeuchtet. Ich hatte wieder anfängliche Probleme, auf Solldrehzahl zu kommen, aber stand wenigstens nicht so arg im Wege herum wie kürzlich in Güstrow, und nach 2km, als der Regen aufhörte, lief es sich recht schön dahin. Etwa alle 5km kam eine Verpflegungsstelle in Sicht, und so lange musste das jeweilige Bananenhäppchen dann immer reichen.
Die Strecke, wenn auch zunehmend asphaltiert, ist besonders im ersten Teil durch die zahlreichen Anstiege ziemlich kräftezehrend. Im Gegensatz dazu war die gefürchtete “Sandhölle am Grünen Jäger” – tödlich bei Trockenheit – durch den Regen wunderschön verfestigt. Der für mich “tödliche” Abschnitt setzte dann aber bei der letzten Verpflegungsstelle ein – kein Bananenhäppchen mehr und noch SIEBEN Kilometer. Klang für mich wie “70“. Die Oberschenkel wollten einfach nicht mehr. Ein apokalyptisch laaanger, endloser Waldweg. Eigentlich schönes Pflanzen- und Tierleben ringsherum, aber die Vögel hielten wohl lieber den Schnabel bei meinem Anblick. Hab jedenfalls keinen gehört.
Wie ich endlich ins Ziel gekommen bin, weiß ich auch nicht mehr genau. Muss aber irgendwann geklappt haben, sonst hätt ich ja die
Medaille
nicht. Ein wahrhaft schwerverdientes Erinnerungsstück. Mal abgesehen von dem roten “Sommernachtslauf”-Handtuch in der Startertüte, das Dritte jetzt. Und es stört mich relativ wenig, dass ich in der AK auf den 5. Platz abgerutscht bin – immerhin bin ich ohne ernsthafte Schäden durchgekommen, wo ich anfänglich nicht so ganz sicher war.
Jürgen dagegen, als einsamer Sieger seiner Altersklasse, durfte als spezielles Erinnerungsstück und Regenerationsleckerli eine frische Räucherforelle aus dem Krakower See sein eigen nennen!
Einen Tag später: Update, und vielleicht Aufmunterung für manchen “Leidensgenossen” da draußen.
Während ich beim Treppe-runter-Gehen oder besser -Kraxeln noch immer am liebsten ständig kleine spitze Schreie ausstoßen möchte, stellt ein genauerer Blick ins Innenleben fest, dass das auch schon alles ist. Alle anderen Dauerbeschwerden, auch mein monatelanges ärgerliches Laufhemmnis, sind wie weggeblasen. Selbst den alten verknorzten Fingergelenken geht es besser! Und der Muskelkater geht schon wieder weg! Es ist doch etwas dran an der Taktik, seine Komfortzone öfters mal gründlich zu verlassen und sich mal ordentlich die Kante zu geben. Weiß man ja eigentlich auch.
Instinktiv oder rein duselbedingt hab ich wohl den rechten Zeitpunkt dafür erwischt.