So sieht der Anfang der M60-Liste für den 10km-Karl-Krull-Gedenklauf in Steinhagen aus:

1. 857 HERTEL, Emil 1956 SV Turbine Neubrandenburg 40:17
2. 662 BORCHERT, Rudi 1952 Laufgruppe Schwerin 43:27 3:10
3. 872 PRESCHER, Harald 1955 SV Turbine Neubrandenburg 44:22 4:05
4. 564 VÖLSKE, Jörg 1954 1. LAV Rostock 46:21 6:04

Ja, was soll man groß dazu sagen. Die erste Hälfte war einfach schrecklich, ich fand es furchtbar heiß und schleppte mich eher arythmisch dahin. Das System wollte, trotz Warm-Hüpfen, einfach nicht hochfahren, der Puls ging nicht über Pottwal-Niveau hinaus, beinahe wäre es zum Einsatz eines Defibrillators gekommen :-( Ich überlegte schon, auf eine Zielzeit von 3h zu orientieren, damit das Ganze wenigstens als Marathon-Training durchging.
Zum Glück wurde es dann nicht ganz so schlimm. Nach dem Wendepunkt kam etwas Flüssigkeit in das Laufgeschehen, und wie schon so oft konnte ich mich mit zunehmender Lockerheit der Aufgabe widmen, den vorher entfleuchten Pulk teilweise wieder einzusammeln und etwas Zeit gutzumachen.
Jedenfalls aber war ich sehr froh, der dort lebenden Weinbergschnecke erst auf diesem Rückweg zu begegnen. Auf dem Hinweg hätte sie sich ruhig auf ihren schleimigen Hintern setzen können und an ihrem Häuschen werkeln, währenddessen ich versucht hätte, an ihr vorbeizuziehen…
Und Punkte für den Laufcup brachte das Ganze natürlich auch nicht, da schon genügend bessere Platzierungen existieren. Aber ein gewisser Zuwachs an Lebenserfahrung ist ja auch nicht zu verachten, und der nächste Höhepunkt (so er denn kommt) könnte aus heutiger Perspektive umso grandioser aussehen.

zwischen den diversen Laufcup-Herausforderungen kann man schon mal in die „Zwischenzeit“ geraten.

zwischenzeit

Dies ist die vorübergehende Hauptattraktion des Lausitzer Seenlandes, speziell von Großräschen – eine gewaltige Infrastruktur aus See, Hafen, Seebrücke, Kanäle, Unterführungen, Wehre noch und nöcher – alles perfekt, fehlt nur noch eine Menge Wasser darin. Was sich bis 2017 ändern soll.
Hier nun war der neue Start- und Zielpunkt des „Lausitzer-Seenland-100“-Events, benannt nach dem darin enthaltenen 105-km-Skate-Rennen.
Das war mir dann aber doch etwas zu fett, so dass ich mich auch bei meiner dritten Teilnahme lieber auf einen gepflegten Halbmarathon beschränkte.
Beim Start um 19:00 Uhr war es noch sehr schwül, aber während man so dahinstrebte, setzte sich langsam die Kühle der Seen durch, an deren Ufern ein großer Teil der durchgehend asphaltierten und weitgehend flachen Strecke verläuft. Sehr flach abgesehen von einigen Unterführungen und Tunneln, die interessante Blicke auf akribisch ausgeschotterte, aber noch trockene Kanalböden gestatten.
Interessant auch die Blicke auf die Entfernungsmarkierungen. Es gab welche für die bereits zurückgelegten Kilometer, und mit besonderem Interesse erspähte man gelegentlich die Rückseiten der Schilder auf der anderen Pisten-Seite, welche sich auf die zurückgelegten km der heimkehrenden Ganz-Marathoni bezogen. Erinnere mich mit Respekt an „37km“.
Der Rückweg nach dem Wendepunkt wies diverse Besonderheiten auf: Zum einen mischte sich der HM-Pulk mit den früher gestarteten Marathonis, die zu einem großen Teil natürlich etwas fertiger waren als die „Kurzstreckler“. Nicht jeder aber ließ sich so einfach überholen, und wenn, dann versuchte man ihm eine besondere Anerkennung auszudrücken. Zum anderen lief man auf längeren Streckenabschnitten höchstpräzise genau in die Abendsonne hinein. Ein Geisterfahrer mit Fernlicht an ist gar nichts dagegen, da gab es dann doch den einen oder anderen Geschwindigkeitsabfall.
Vor allem aber las man jetzt die „es wurden zurückgelegt“-Schilder richtig rum und konnte sich laufend der kleinen Rechenaufgabe hingeben, die Differenz aus 42.195 und der angezeigten Zahl zu bilden, um rauszukriegen, wie weit es denn noch sei. Und nach zunehmend recht lang erscheinenden 195 Metern erschien immer auf der anderen Seite das Schild, welches auf der Rückseite die Lösung versteckte. Meistens lag ich nur wenige km daneben :-)
Zum Schluß, als die Sonne etwas günstiger stand, als es langsam anfing, Spaß zu machen, sich im Pulk (wieder) etwas nach vorne durchzuarbeiten, brachte mich ein besonders zäher Knochen von Mitkämpfer dazu, dankbar einiger flotterer Trainingseinheiten beim Lauftreff zu gedenken. Es brauchte einen für Alte-Herren-Verhältnisse extrem zügigen Endspurt über sage und schreibe zwei Kilometer, um am Ende die Nase um 2sec vorn zu haben. Dann war die Altersklasse wieder einmal geknackt und meine Zeit für diese Strecke um 2min verbessert auf 1:43:39.
Leider etwas zu weit von den 1:40 entfernt, die für mich ein selten erreichtes Traumziel darstellen. Aber man muss ja auch noch ein Ziel für die Zukunft haben.

ist schon eine seltsame Überschrift für den Bericht vom diesjährigen Schweriner Fünfseenlauf. Beschreibt aber ganz gut die Situation, kilometerweit mit witterungsbedingt beschlagener Brille durch die Gegend zu jachtern.
Irgendwann nahm ich sie lieber in die Hand, ehe ich einen Mitkämpfer oder Baum umrannte. Was später dazu führte, wesentliche Dinge zu übersehen…
Als Delegierte des Lauftreffs lastete diesmal die ganze Last der Verantwortung, unseren EM-Helden den richtigen moralischen Drive für das Match gegen Italien zu verleihen, auf den Schultern von Ralf und mir.
Im Vorfeld des FSL war optimales Laufwetter angekündigt und auf der Veranstaltungs-Homepage prangte schon mal der entsprechende Hinweis, dass die beliebten Lanckower Berge natürlich wieder die Krönung des Laufes sein würden. Keine Marscherleichterung wie letztes Jahr!
Die 30km bis dahin waren dann arg lang und eine ziemliche Schufterei. Wenigstens musste man aber nicht akribisch jeden Getränkestand mitnehmen, es kam einfach genug Feuchtes von oben. Jedoch ganz ohne Bananenhäppchen gings natürlich nicht, wenn auch die mehrfachen vergeblichen Versuche, die glitschigen Dinger zu schnappen, jedesmal zu bedauerlichen Zeitverlusten führten.
Nebenher wurde mir eine kostenlose Laufstilberatung zuteil, freundlich spendiert von einer sehr schnellen Dame, mit der ich ein paar km mithalten konnte. Ihr ästhetischer, nahezu gazellenartiger Laufstil war eine Augenweide, und wenn man sich auf den synchronisierte, gings gleich ein bisschen besser voran.
Leider war sie dann weg, aber ehe ich in meinen alten Trott zurückfallen konnte, waren endlich die Bergregionen erreicht, woraufhin es dann bald überstanden war.
Und selbst mit ohne Brille konnte ich erkennen, 6min schneller als in Krakow gewesen zu sein. Neue Best-ever-Zeit von 2:24:14 über die 30km! Satte 3min schneller als mein Bezwinger Lothar in Krakow gewesen war!! Wo war er nur diesmal? Hah, wenn das der Lothar sehen könnte, dachte ich so bei mir.
Und – - – er konnte es sehen. Sehr gut sogar. Hatte nach seinem Zieleinlauf 36sek Zeit, sich gemütlich umzudrehen und meinen letzten Stolperschritten beizuwohnen.
Welchen moralischen Ansporn sollte Jogi Löw nun daraus entnehmen? “Leute, Ihr werdet das beste Match abliefern, dass je eine Deutsche Mannschaft bei einer EM geliefert hat . . . aber leider unglücklich verlieren.”
Wie wir nun alle wissen, haben sie die Kurve besser gekriegt – weil der Rest unseres verschworenen Lauftreff-Teams seinen Teil beigetragen hat. Ralf legte eine neue persönliche Bestzeit über die 10km hin und außerdem brachten Uwe und Andreas beim Papendorfer Triathlon das Wasser der Warnow zum Brodeln und anschließend die berüchtigten Papendorfer Berge zum Erzittern!!!

Am 26.6. fand nun schon die 2. Auflage des “Alt Schweriner Inselcross” statt.
Und einige Aktive unseres Lauftreffs in Gestalt von Heike, Uwe, Birk und Jörg hatten beschlossen, durch eine solide Teamleistung beim 12-km-Wettbewerb einen moralischen Ansporn für unsere anschließend geforderte EM-Mannschaft zu setzen.
Der Pulk der Läufer war recht überschaubar, vielleicht sollte sich dieses Event noch etwas mehr herumsprechen.
Im Start- und Zielbereich existiert durch den Ferienpark Plauer See eine gute Infrastruktur und der 6-km-Rundkurs um die Insel Plauer Werder ist einfach traumhaft. Für einen rasanten Start und einen rekordmäßigen Endspurt steht eine Asphaltpiste zur Verfügung, ansonsten geht es über Waldwege, oft mit Seeblick. Einige eingestreute Hügel sind angenehm kurz.
Wers mag, kann sich nach dem finish gleich mal in den See stürzen.
Als Preise für die ersten Drei der Gesamtwertung gab es schöne Tassen mit pokalmäßigem Aufdruck zu gewinnen. Und was soll ich sagen, der Lauftreff hat sie alle abgestaubt!
Da konnte ja unser EM-Team nicht anders, als auch mal eine gleichwertige Performance hinzulegen. Drei Tassen – drei Tore.

tasse1

tasse2 tasse3

Die letzten Tage ging es ja mal Schlag auf Schlag: Zunächst war da ja der Güstrower Inselseelauf, welcher das Laufcup-Konto um einen stolzen halben Punkt anhob.
Kaum verdaut, war dann zu meinem Schreck schon wieder der Termin eines Stundenlaufes hereingebrochen. Also ging es Donnerstag auf zum Parkplatz Wilhelmshöhe, obwohl eher Tapering für das nächste, noch etwas größere Event angebracht gewesen wäre.
Und an dieser Stelle kann ich eine sensationelle sportwissenschaftliche Erkenntnis verkünden: Der umstrittene Spanferkel-induzierte Rudi-Rüssel-Effekt, der von der Fachwelt bisher vorwiegend dem Reich der Legenden zugewiesen wurde, und von dem ich beim Inselseelauf vergeblich zu profitieren hoffte, tritt mit einer einwöchigen Verzögerung ein!! Das hab ich so noch nicht mal bei Google gefunden.
Jedenfalls war ich mehr erschrocken als erfreut, als ich nach der ersten 2-km-Runde des Stundenlaufes noch deutlich unter 9min lag. So ging es munter weiter, nach 10km stand die Uhr für mich unfassbar deutlich unter 45 min und am Ende waren 7 Runden á 14km in 1:03:24 bewältigt. Irgendwie war das nicht ich, ich kam mir vor wie der Duracell-Hase und vergaß vor lauter Schreck die Endorphin-Produktion hochzufahren.
Was aber leider auch wahr ist: dieser Effekt hält nicht so lange an, wie man hofft. Das fiel mir schmerzlich beim Mittsommernachtslauf auf, bei dem am 18.6. rund um den Krakower See 30 muntere km abzuspulen waren.
Der Lothar aus Bützow, der mir schon beim Inselseelauf den 3. AK-Platz weggeschnappt hatte, freute sich auf ein weiteres Stechen. Und wie lief es? Am Anfang war ich „direkt“ hinter ihm, und am Ende immer noch. Das hört sich jetzt trivial an, aber der Abstand änderte sich derweil von paar sek auf über 2min. Währenddessen, um das Wörtchen „direkt“ mit Leben zu erfüllen, musste ich jeden Konkurrenten überholen, der vorher von Lothar „bezwungen“ worden war. Das wurde zunehmend schwieriger. Aber nur so konnte ich ihn mit meinem heißen Atem „direkt“ weiter vor mir hertreiben (wie er später gestand). Bis zum Schild „noch 7,4km“. Da war ich ausgerüsselt, und der Sichtkontakt ging verloren und das Gelaufe wandelte sich langsam in ein golgatha-mäßiges Dahinschleppen. Gedanklich bereitete ich mich schon mal darauf vor, auf allen Vieren –irgendwann- über den Zielstrich zu krauchen und dort ne Weile liegen zu bleiben. Aber mein schöner Plan wurde auf dem letzten Kilometer von einem unlängst überholten, dann plötzlich Seitenstich-befreit mit frischen Kräften heranstürmenden Athleten (Guido aus Rostock, Danke!) vereitelt. Er machte den perfekten Pacemaker, und zwar so flott, dass ich mich voll konzentrieren musste, nicht abreißen zu lassen, und dabei leider nicht mehr auf meine Leiden achten konnte.  Und das Hakenschlagen durch die winkligen Gassen von Krakow lockte direkt noch mal den Duracell-Hasen hervor. Und während ich mich auf einen „death race“ auf der Zielgeraden einstimmte, hörte ich ein „Lauf man vor“. Wenn das keine wahre Läuferkameradschaft war, weiß ich auch nicht.
So wurde ich Zweiter der AK, wie übrigens auch Lauftreff-Kumpan Jürgen auf seiner 10k-Distanz.
Bemerkenswertes Detail am Rande: der Bericht vom vorjährigen Krakow-Rennen enthielt ja einige liebevolle Bemerkungen über eine rot-fusslige Parkplatz-Begegnung. Diesmal parkte ich woanders, aber ich musste es vor dem Start einfach mal auschecken – und wirklich,  meine Katzenbekanntschaft wartete schon. Miau!

Warum diese komische Überschrift? Nun, am Do hatte ich mal ne neue Läufer-Spezialnahrung ausprobiert: Spanferkel satt mit Sauerkraut beim Sommerfest der Schule. Vielleicht würde es ja einen Rudi-Rüssel-Effekt geben. Das Rennschwein, wissen schon… Aber nach dem Freitagstraining musste ich konstatieren, so richtig den Turbo zündet es eher nicht. Da machte ich mir schon einige Sorgen bezüglich des Laufcup-Punkte-Ertrages beim Oase-Inselseelauf. Der doch immerhin die Aufmerksamkeit der Sportwelt für eine Weile von der EM ablenken sollte.
Und es fing schon mal gut an. Als die Oase schon fett im Sichtfeld war, mahnte das Navi ungerührt zum geradeaus Weiterfahren statt korrekt abzubiegen. Da noch viel Zeit war, ließ ich ihm interessehalber den Spaß. Der endete aber schon 1km weiter bei einer Tankstelle. “Sie haben ihr Ziel erreicht” – trotz vollem Tank. Da übernahm ich dann doch lieber das Kommando Richtung Startbereich des Rennens – der bekannte Wiesn-Parkplatz.
Zahlreiche liebe Laufbekannte konnten begrüßt werden, besonders Lauftreff-Kumpan Jürgen, welcher in Steigerung seines vorjährigen Auftritts die Walking-Stöcke weglassen wollte und lieber „richtig“ laufen.
Zur Startzeit herrschte schon Sahara-Atmosphäre, und wer nicht an der Spitze lief, musste sich erstmal durch die massive Staubwolke durchkämpfen, die die Führenden aufwirbelten. Und bekanntlich ist die Strecke auf Grund ihres hügeligen Charakters ohnehin recht anspruchsvoll. Aber meistenteils lief man im kühlen Walde so vor sich hin, ab und zu sogar noch mit einem köstlich erfrischenden Gegenwind gesegnet. Im Gegensatz zum letzten Jahr musste ich mich diesmal alleine durchbeißen, weil sich einfach kein kompatibler Pace-Partner finden wollte. So musste ich folgerichtig vor Erreichen des Wendepunktes meinen entgegenkommenden LC-Hauptkonkurrenten in die schmunzelnden Gesichter sehen. Trotz Beschleunigung auf dem Rückweg bekam ich ihre Hinteransicht auch nicht mal mehr ins Blickfeld :-(
Bei der letzten Gabelung im Wald war es mir leider unklar, ob es links oder rechts weitergehen sollte. Kontakt zu meinem Navi nahm ich lieber nicht auf… Wertvolle Sekunden vergingen beim Warten auf ein Pärchen, welches ich unlängst mühevoll überholt hatte, um mir nun einen wertvollen Tipp zum restlichen Streckenverlauf abzuholen.
Mit 1:38:09 für die exakt 20,0km drei Minuten langsamer als letztes Jahr, und damit korrekt auf den 4. Platz abgerutscht, so dass ich diesmal nicht zur Siegerehrung musste. Schön. Schön??
Nun, hier muss ich mal ne kleine Kritik loswerden. Hatte mich nach dem Duschen ja extra in das schicke neue LAV-Shirt gehüllt zwecks Schaulaufen, aber nur, um mehrfach gefragt zu werden, ob ich neuerdings bei den Stadtwerken bin. Und das ständige Umdrehen, um die LAV-trächtige Rückseite zu präsentieren, geht nach so einem harten Rennen doch ganz schön an die Bandscheiben. Und wie soll man das auf dem Siegerpodest anstellen?
Naja, Jürgen ließ sich davon nicht verdrießen und genoß seinen AK-Bronzeplatz. Und ich kann mir für den Laufcup trotz allem einen ganzen halben Punkt mehr auf dem Konto verbuchen.

Verschiedene hochkarätige Ereignisse versetzten die Sportwelt an diesem Wochenende in Spannung: Zuerst natürlich die 10. Auflage des traditionsreichen Neuklosterseelaufes am Freitagabend. Einen Tag später gab es dann noch die MV-Landesmeisterschaft 10k Bahn und, mal überlegen, ach ja, das Spiel von Real gegen Atlético Madrid.
Eine schwere Gewissensentscheidung war im Vorfeld zu treffen, denn es galt sich zwischen der knallharten Landesmeisterschaft&Laufcup und eben dieser Neuklosteraner Genussrunde zu entscheiden.
Für ersteres sprach, dass nach Papierform der vorangemeldeten Teilnehmer ein sicherer 3. Ak-Platz zu erwarten war. Ein Punkt mehr in der LC-Wertung. Und der Anwärter auf den 2. Platz in Gestalt des Sportfreundes Prescher hatte schon mal eine 46:00 als Zielzeit angegeben – eine Sekunde langsamer als bei meinem prahlerischen Stundenlauf in Warnemünde. Das war aber wohl eher als schelmisches Lockangebot zu verstehen, denn eigentlich kann er auf dieser Distanz merklich schneller sein.
Nach schweren innerlichen Kämpfen war es dann plötzlich für eine fristgerechte Anmeldung zu spät. Oh.
Aber andere Orte haben auch schöne Läufe. Und in Neukloster war ich schon drei Mal, womit sich auch mehr oder weniger skurrile Erinnerungen verbinden.
Beim ersten Mal war ich so schlau, falsch abzubiegen und statt der 10km die 5km-Distanz zu finishen. Obwohl ich die Gegend kenne! Verdammter Tunnelblick. Und während ich noch verwirrt im Zielbereich herumgeisterte, meinte ein schweißüberströmter Sportfreund bei der Zeiterfassung „Ich hätte nie gedacht, dass mir die 5km so weit vorkommen würden“. „Du bist ja auch die 10km gelaufen…“. So gleicht sich alles aus.
Währenddessen drängelte der Gesamtsieger, endlich die Siegerehrung durchzuziehen, weil er noch mit dem Fahrrad nach Schwerin zurück müsse. Der hatte noch Reserven.
Nachdem letztes Jahr der Cup Priorität hatte, nun der Gerechtigkeit halber diesmal umgekehrt.
Die Strecke ist präzise 10,4km lang (also quasi als kleine Strafe eine Runde mehr zu laufen als in Gü) und nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern durch eine ausgeprägte sandige Hügeligkeit auch als anspruchsvoll zu bezeichnen. Die Schwüle hatte sich beim Start um 18:30 schon etwas verzogen.
So kam ich nach Überwindung der Hügelstrecke ganz gut in Fahrt, konnte mich im Pulk recht schön vorarbeiten und mich noch auf der Zielgeraden nicht besonders Kavalier-like an der gefeierten „zweiten Frau“ vorbeidrängeln.
Das Größte kam zum Schluss: das Ziel befindet sich direkt an der dortigen Badestelle, so dass einer sofortigen und nachhaltigen Erfrischung nichts im Wege stand.
Auf Dauer werde ich Güstrow aber nicht aus dem Wege gehen können – am 11.6. lockt schon mal der Oase-Inselseelauf mit seinen gewöhnlich sehr heißen 20 Kilometern.

Wer schon mal nach Feierabend versucht hat, seinen Dealer zu kontaktieren, weiß, wie vorteilhaft es ist, sich auch ohne Hilfe eines solchen in einen passablen Rauschzustand versetzen zu können, in Form des „runners high“. Wie ich ja beim jüngsten Warnemünder Stundenlauf so herrlich erleben konnte.
Aber damit die körpereigene Opiatproduktion korrekt funktioniert, müssen die richtigen Temperaturen herrschen.
Und somit wären wir beim diesjährigen Rostocker City-Lauf und der hitzegeschädigten Biochemie. Bei mir war diesmal leider nicht die Spur eines Eigendopings zu beobachten und nur durch pure Willenskraft gelang es, seine ausgemergelte Gestalt nach einer gerade noch halbwegs passablen Zeit über die Ziellinie zu wuchten.  Zu meinem Erstaunen sogar als Erster der AK. Hatten eben alle zu kämpfen. Außer unserem neuen holländischen Mitläufer Frank, welcher bei seinem ersten (!) HM geradezu phantastisch brillierte. Ich sah ihn nur kurze Zeit von hinten, und ich glaube es war eine leichte Rotverschiebung zu erkennen. Wie man sie ja bekanntlich auch bei entfliehenden Galaxien schön beobachten kann.
Woran erkennt man, dass es wirklich ein heißes Rennen ist?: Das auf der Strecke gereichte Wasser ist viel zu schade zum Trinken, man gießt es sich lieber über den lechzenden Körper. Pech nur, wenn man dabei Limo erwischt. Wie man hörte, waren die Wasservorräte nach dem HM allzu stark ausgedünnt, so dass manche ersehnte Kühlung unterbleiben musste…
Der „große“ Lauftreff war insgesamt ordentlich vertreten und nahezu alle Strecken wurden belegt. Die Ergebnisse konnten ja der Sonderausgabe der OZ entnommen werden, aber bei raceResult findet man sie noch etwas genauer. Hier ein mühevoll zusammengepasteter  Auszug, unberechtigt übergangene Finisher bitte beschweren.

AK Name Geb Verein StNr Zeit

Rennen

3. Frank Bennis 1965 m (Rostock) 864 1:34:36,2

HM

1. Jörg Völske 1954 m 1. LAV Rostock 2464 1:44:13,3

HM

20. Andreas Luchterhand 1962 m E.ON 1635 2:02:20,1

HM

6. Birthe Stolzmann 1970 w 1. LAV Rostock 2467 0:35:53,7

6km

10. Katrin Kröppelien 1970 w 1. LAV Rostock 2458 0:38:37,8

6km

11. Carolin Blahn 1989 w 1. LAV Rostock 2461 0:54:02,0

10km

41. Nadine Blahn 1989 w 1. LAV Rostock 2462 1:02:31,8

10km

7. Astrid Schulz 1958 w 1. LAV Rostock 2469 1:03:07,2

10km

3. Tatjana Rüggeberg 1969 w Lidl Rostock 2444 0:52:10,7

10km

2. Silke Blanke 1964 w 1. LAV Rostock 2466 0:52:35,5

10km

1. Sabine Engelmann 1957 w 1. LAV Rostock 2465 0:46:15,3

10km

4. Ralf-Rainer Schulz 1954 m 1. LAV Rostock 2463 0:48:49,2

10km

Nicht alle Starter schafften es in die Liste, da einige doch der immensen Hitze Tribut zollen mussten und das Rennen lieber vorzeitig beendeten.
Aber alles ist relativ – am folgenden Tag hatte ich Physiotherapie, und man schwatzte dort über die überstandene Hitzeschlacht, bis der Chef lapidar bemerkte, dass das alles gar nix war im Vergleich zu seinem Rennen in Südafrika. Da waren es wohl noch 10 Grad mehr.

Und endlich ist mal ein Beweisfoto für meinen abartigen Laufstil aufgetaucht: Ich kann nicht länger leugnen, dass ich entgegen jeder guten Profi-Praxis das Bein viel zu weit nach vorne reiße und wie ein Kranker mit dem Hacken aufballere. Arme Gelenke.

Frank

Frank

Jörg

Jörg

Hey, ihr da draußen! Das war diesmal schon der 110. Stundenlauf und für mich der zehnte. Und einer der grandiosesten! Wenn ich auf der Rückfahrt in eine Verkehrskontrolle geraten wäre, wäre ich komplett als illegale Substanz in der Asservatenkammer gelandet. Auf einem derartigen Level hat die körpereigene Opiatproduktion lange nicht mehr gearbeitet.
Nachdem meine neuen roten Flitzeschuhchen beim Küstenwaldlauf noch ein wenig gefremdelt haben auf der ihnen unbekannten Strecke, waren sie diesmal in der kühlen Ostseebrise wie entfesselt. Ich habe ja immer als heimliches, selten erreichtes Ziel,  beim Stundenlauf 7 Runden zu schaffen. Und das heißt konkret, für sechs 2km-Runden sind maximal 55:59 min zulässig, das wären 12,86kmh oder 4:40/km. Für eine Runde darf man sich dann 9:20 Zeit nehmen. Und ob man sich dem ersehnten Ziel nähert oder es eher vergessen kann, entnimmt man am Ende jeder Runde, d.h. nach je 2 km, den zugerufenen Zwischenzeiten. Da kam zuerst eine 9:07. Sehr schön, wenn auch nicht ganz zu halten. Aber das Ziel blieb in Reichweite, auch weil ich von einem zähen pace-Maker in der Gestalt von Gerd Eichler hart an der Grenze des Machbaren einige Runden gezogen wurde. Und diesmal gelang es anscheinend auch, den absurd schlechten Laufstil vom Neubrandenburg-HM zu vermeiden. Videobeweis steht noch aus.
Als nach 10km ein 45:59 kam (schnellste 10km seit 2012…), konnte man eigentlich nichts mehr falsch machen. Die 6. Runde war nach 55:08 geschafft und einem opulenten runners high stand somit nichts mehr im Wege. Die Einlaufzeit von 1:04:27 reichte für einen 10. Platz (wie passend…) und läßt sich auch nach 13,033kmh oder 4,36/km übersetzen. Ein Pippifax für die Menschheit, aber für mich überaus euphorisierend. Hach, ich könnte die Zahlen gleich noch mal hinschreiben  :)
Yeah, ich bin dem Leben wiedergeschenkt, das Laufen macht wieder Spaß.

An diesem WE war die schwere Entscheidung zwischen einem entspannten HM beim Ostseeküstenlauf in Kühlungsborn und einer wenig erfolgversprechenden (im Sinne von LC-Pünktlis) Abstrampelei beim Neubrandenburger HM – gleichzeitig die Landesmeisterschaft – zu treffen.
Wie heißt es so schön – im Zweifelsfall entscheide man sich für das Richtige. Und so musste es Nbg sein, u.a. um dem Zweitplatzierten des Ückermunder Haffmarathons die Gelegenheit zu einer Revanche zu geben.
Letztes Jahr hatte ich ja mit weitem Abstand die AK gewonnen, aber das LM-Häkchen traurigerweise nicht gesetzt und lief daher außer Konkurrenz. Und diesmal hatte ich zwar jenes Häkchen korrekt aktiviert, aber nach dieser Kraftanstrengung fehlte es bei der hereingebrochenen Hitzewelle dann ein wenig an der Laufleistung.
Wie üblich sind 10 Runden von 2,xx km zu absolvieren, wobei die erste durch den rückverlegten Start noch etwas länger ist.
Schon diese erste Runde kam mir diesmal quälend langsam vor, und die Rückansicht meines Konkurrenten Harald belegte penetrant immer weniger Pixel auf der Netzhaut, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Nach dem üblichen Schema sickerte ich zunächst gepflegt nach hinten durch, um mich erst nach ca. 10 km wieder mehr nach vorne durchzuwühlen. Im Gegensatz zu 2015 sahen die Durchlaufzeiten diesmal keinesfalls danach aus, sich an die heimlich ersehnte 1:40-Schallgrenze heranzuarbeiten. Leider das Gegenteil war der Fall.
Am Ende kam diesmal der undankbare 4. Platz heraus, und die hart erkämpften 22,5 LC-Punkte gehen nicht mal in die Wertung ein!  Trotzdem darf ich mich bis zum nächsten LC-Lauf im Glanze der AK-Führung sonnen, weil ich so fleißig jeden Lauf mitgenommen habe…
Zumindest wurde etwas zum Nachdenken gewonnen: Mein Laufstil sorgte in der Umkleidezone für erregte Diskussionen. Leider eher nicht schmeichelhaft für mich. Manch einer fragte sich nämlich auf der Strecke, ob ich wohl die absurd langen Bocksprünge, zu denen ich mich zunehmend verstieg, bis zum Ende durchhalten würde. Hab ich zwar irgendwie, aber gesund und effektiv war das wohl nicht. Wozu les ich eigentlich dauernd dieses Natural-Running-Buch?? Um dann das Gegenteil zu machen?

Ein kleiner Auszug aus der Statistik:

Pl MW

AK

AK Name Verein R1 R2 R3 R4 R5 R6 R7 R8 R9 R10 HM
28. 26.

1.

M60 Hertel, Emil SV Turbine Neubrandenburg 9:54 9:10 9:21 9:26 9:33 9:37 9:38 9:33 9:37 9:21 1:35:06
44. 41.

2.

M60 Prescher, Harald SV Turbine Neubrandenburg 10:46 9:47 9:51 9:55 9:59 9:56 10:02 10:02 10:02 9:45 1:40:02
45. 42.

3.

M60 Borchert, Rudi Laufgruppe Schwerin 10:19 9:39 9:23 9:37 10:00 10:07 10:13 10:15 10:26 10:24 1:40:20
51. 48.

4.

M60 Völske, Jörg 1. LAV Rostock 11:01 10:03 10:01 10:02 10:06 10:11 10:25 10:35 10:40 10:22 1:43:21

Andere fulminante AK-Bestleistungen:

29. 27.

1.

M65 Bösel, Klaus (Neubrandenburg) 9:53 9:10 9:21 9:26 9:34 9:36 9:38 9:34 9:40 9:36 1:35:23
37. 35.

2.

M65 Sonntag, Horst SV Pastow 9:53 9:10 9:22 9:26 9:33 9:37 9:38 9:39 10:42 11:06 1:38:02

Wie sagte Konfuzius so schön: Um Berggipfel als solche zu erkennen, muss es auch Täler geben.

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