Der Tag nach der olympiaverdächtigen Rostocker Marathonnacht war die letzte Gelegenheit, sich für den “Poeler Abendlauf” online vor-anzumelden, was einige Lauftreffler schon weidlich genutzt hatten. Mir aber fehlten an diesem Tag Kraft und Motivation, allein der Gedanke an so einen kleinen Zehner erschien mir schon wie eine Entweihung des Marathon-Erlebnisses. Aber nachdem ich im Laufe der Woche wieder feste Nahrung zu mir nehmen konnte und die Lauftreff-Trainingseinheiten ganz gut liefen, war ich dann doch reif für die Insel und entschied, spontan als Nachmelder aufzukreuzen und eben die 3 extra-Euros für den guten Zweck des Laufcups lockerzumachen. Allerdings hatten mir die LC-Führungsläufer Norbert, Rudi und Harald schon aus der Teilnehmerliste entgegengelächelt, so dass ich mir maximal einen 4. AK-Platz ausrechnen konnte.
Aber man läuft ja auch gegen sich selbst, und ich wollte gerne wissen, ob es mir endlich gelingen würde, den mystischen “Fluch von Poel” zu brechen, der für mich darin besteht, bei jedem Rennen dort exakt wenig berauschende 48:26 hinzulegen.
Der Parkplatz war wesentlich überfüllter als letztes Jahr, der Startbereich erst recht, und mein Erscheinen deckte sich mit der Durchsage, sich doch ab jetzt bitte nicht mehr an der viel zu langen Nachmelderschlange anzustellen. Es war aber noch fast ne Stunde Zeit… jedoch die Frau am Ende der Schlange, hinter der ich versuchte, möglichst unauffällig herumzulümmeln, teilte mit, dass sie definitiv die Letzte sei. Es erschienen aber noch paar kampfeslustige Spätanmelder (die von mir erfuhren, dass ich der Erste nach der Letzten sei, sich davon aber nicht verdrießen ließen), und die Startnummern waren dann alle, aber es gab wenigstens noch massig Schuh-Chips, und so konnte das spätere Eingruppieren in den Startblock schon als erster kleiner Sieg verbucht werden. Auch Sabine und Doreen hatten sich tatendurstig eingereiht..
Der Lauf an sich hat seine Schauwerte – es ist reichlich Wald dabei, zeitweise geht es schön an der Ostseeküste entlang -, aber er zeigte wieder einmal, dass er einem etwas mehr abverlangt als manch andere Piste. Es gibt nach der halben Strecke 2 km, die gewöhnlich mit einem sehr forschen Gegenwind gesegnet sind, auf sehr offenem, etwas erhöhtem Gelände, das auf einer sandigen Feldpiste erst mal erklommen werden muss, und wo die Sonne, wenn sie denn brennt (und das tat sie), dies auf eine sehr intensive, Sierra-Madre-artige Art tut. Da gab es auch diesmal reichlich zu schnaufen und zu transpirieren, und sehr passend werden gleich danach schön kühle feuchte Schwämme dargeboten. Dann ist man wieder etwas aufgebaut für die restlichen drei Kilometer.
Von meinen drei Konkurrenten habe ich bis zur Ziellinie rein gar nichts gesehen, aber es sprang sogar der 3. AK-Platz heraus, wenn auch nur, weil der Norbert spontan auf 5km umgemeldet hatte.
Auf Poel ist auch der 3. AK-Platz etwas wert, denn es gibt eine opulente AK-Siegerehrung, und jeder auf dem Treppchen darf mit einer Belohnung von dannen ziehen! Wenigstens etwas, wenn schon kein Zählpunkt für den Cup herauskam.
Wir drei Lauftreffler zogen dann auch ganz zufrieden heim – Doreen hat sich nach ihrer “Rostocker 7″ wieder ganz gut aufgebaut, Sabine durfte nach ihrer langen Verletzungspause sogar den Pokal der AK-Ersten abstauben, und, naja, ich hab den “Fluch” gebrochen und fast eine Minute gutgemacht.
Was mir bei der Heimfahrt auffiel – der späte Abend nach diesem Lauf bietet immer ein außergewöhnliches herbstliches Farbenspiel am Himmel. Man kann sich kaum auf die Straße konzentrieren, und Einige waren dann auch konsequent, hielten an und bauten erstmal die Fotoausrüstung auf. Zur Belohnung gab es einen prächtigen Mehrfachregenbogen über der glasklar sichtbaren fernen Silhouette von Wismar, traumhaft illuminiert von der gerade untergehenden Sonne, umkränzt von geradezu expressionistischen Wolkenformationen.