so Katjas Fazit nach der spätabendlichen Laufattacke am 3. August. Dem kann man sich nur vorbehaltlos anschließen. Und das liegt nicht nur an dem neuen Teilnehmerrekord – ein schöner Erfolg für die Organisatoren und Helfer der 17. Hella-Marathonnacht in Rostock.
Bei der radelnden Anfahrt wurde mir zwischendurch eine Erweiterung meines Weltbildes zuteil: Der Lindenpark war fast völlig verstopft von unzähligen, auf allen Wegen wimmelnden Passanten, welche ihrer realen Umgebung nur sehr eingeschränkte Aufmerksamkeit widmen konnten, weil sie alle hochkonzentriert ihre Handy-Displays beäugten, viele gleich zwei gleichzeitig. Sowas hatte ich noch nie gesehen, da draußen in der Pampa hausend. Da hatte man gut zu tun, unfallfrei drumherumzukurven.
Wie mir ein Insider später verriet, soll es dort zu einem der häufigen PokemonGo-Auftriebe gekommen sein. Aha. Vielleicht wäre diese Technologie eine Lösung für das leidige Brutto-Netto-Problem, welches ich jüngst beim Schweriner 5-Seen-Lauf leidvoll, ähh, … erlitt. Stelle ich mir lustig vor: Sobald man ganz real die Startlinie überquert, poppt weiter vorne, genau in der Entfernung, die man bis zur Startlinie hatte, der eigene virtuelle Netto-Avatar auf. Und den erreicht man nie, egal, wie schnell man auch läuft. Im Gegenteil, je schneller man läuft, desto größer der Abstand, denn die im Hintergrund werkelnde App muss ja aus der aktuellen Durchschnittsgeschwindigkeit die notwendige Distanz berechnen, die zur schon bekannten Brutto-Netto-Differenz passt.
Ach, ich glaube, das wird jetzt zu technisch…
Angekommen an der Marienkirche, konnte dann die diesjährige Abordnung des Lauftreffs in voller Schönheit bewundert werden: Tatjana, Jürgen und Erhard für die “Rostocker 7″, Katja, Birk, Ralf, Holger, Frank Schramm, Katrin&Micha und ich für den HM und zur Krönung Frank Bennis für den Marathon. Auch unser alter Laufkumpel Andreas machte sich heiß für den HM, und Silke nebst Partner achteten auf die medientechnische Begleitung des Unternehmens.
Während die Kandidaten für den ganz langen Kanten ihrem Start entgegenfieberten, darunter insbesondere Frank Bennis absichtsvoll in der Nähe des 3:29er Pace-Makers, musste die HM-Delegation sich schon zur Anlegestelle des Shuttle-Service begeben, welcher traditionell das erste Highlight des Halbmarathons bildet.
Und bei der Betrachtung der Passagiere musste ich nostalgisch an meine Anfänge zurückdenken. So viele ernste, entschlossen-gefasste Gesichtsausdrücke, die sich von der Quirligkeit der “Alten Hasen” deutlich abhoben, ließen auf ein “Erstes Mal” und das entsprechende Lampenfieber schließen. Fehlte nur noch, dass die Schiffer “The first cut is the deepest” einspielen. Aber die üblichen Erläuterungen zum durchfahrenen Warnow-Ambiente waren wohl eine bessere Beruhigungspille.
Reichlich früh am Startpunkt angekommen, konnte man sich dann eine gute Stunde taktischen Überlegungen, Lockerungsübungen und anderen unabdingbaren Verrichtungen hingeben. Und als wir uns es dann in der Startaufstellung bequem gemacht hatten, konnten wir dem locker und frisch vorbeitrabenden Frank Bennis zujubeln – unter Berücksichtigung des um 10 min verspäteten Marathonstarts gut in der Zeit liegend.
Dann ertönte der HM-Startschuss, und nichts wie hinterher! Ein großes Gedränge am Anfang, welches sich erst allmählich lichtete. Mir kam das ganz zupass, denn ich hatte, wie gerne auf den ersten Kilometern, reichlich schwere Füße, und konnte von einem 5er-Pace zunächst nur träumen. Das besserte sich erst während der zweiten Tunneldurchquerung, und so ab km 10 konnte ich darangehen, den Gesamtschnitt wieder unter 5 zu drücken, was am Ende auch gelang. Die Stimmung an der Strecke war grandios und die la-ola-Welle in Gehlsdorf verlieh noch einen extra-Schub. Sogar den 3:29-Pacemaker der Marathonis durfte ich am Ende überholen und dachte schon, ich könnte noch Sichtkontakt zu Frank aufnehmen. Der aber, nach bitteren Erfahrungen in früheren Läufen, war seinem Zugläufer diesmal hinreichend davongelaufen, so dass er eine deutliche sub-3:30-Zeit einfahren konnte. Ich dagegen sah in der Zielgeraden mit Schmerz die 1:45 verstreichen, während noch einige Schritte zu laufen waren. Beim Netto sah das dann aber schon wieder viel freundlicher aus, und für den AK-Sieg reichte es locker. Strava pries sogar eine neue PBZ – absurderweise ausgerechnet die 400m-Distanz. Was hab ich die ganzen Monate nur beim Intervalltraining getrieben??
Unsere restlichen Kämpfer verteilten sich so im Pulk, jede(r) mit seiner persönlichen Zielstellung. Und eigentlich jeder pries am Ende die Magie dieses Laufes und das zauberhafte Flow-Erlebnis. Katja, wie Phönix aus der Asche nach ihrem Läuferleiden auferstanden und top trainiert, absolvierte ihren ersten “richtigen” full-speed-HM sehr dynamisch, dabei unterstützt von Birk und Holger als persönlichen Pace-Makern. Sie konnte sich über eine HM-Traumzeit freuen, sehr deutlich unter den angestrebten 2h, und Strava präsentierte gleich 5 neue PBZs von HM bis runter zu 10k. Um es mit Katjas treuem Zugläufer Birk zu sagen: “Dabei sein, wenn Träume wahr werden”.
Katrin und Micha krönten ihr ausgiebiges Paar-Training mit einem sehenswerten Doppel-Finish. Frank Schramm testete nach langer Pause erfolgreich die längere Distanz, noch ein wenig im Reha-Modus, Ralf verbesserte sich deutlich gegenüber dem letzten Jahr. Auch Katrin und Jürgen ist es gelungen, sich gegenüber dem Vorjahr zu steigern, desgleichen Tatjana, welche bei der Gelegenheit ihre neue AK gewann.
Ich glaube, niemand hatte ein Problem damit, die diesjährige Finisher-Medaille in aufrechter Körperhaltung zu präsentieren – trotz des wirklich beachtlichen Gewichts.