Vor der feierlichen Laufcup-Siegerehrung am 28.11. in Neubrandenburg war eine Gewissensentscheidung zu treffen: Sollte die freundlich angebotene Möglichkeit, vorher eine entspannte und wertungsfreie Runde an dem bzw. um den Tollensesee zu laufen wahrgenommen werden? Und welche der Möglichkeiten (37km, 21km, 11km) versprach den größten Genuss??
Irgendwie jedoch hatte ich die ganzen Tage vorher keine Lust auf irgendwas davon, besonders in Anbetracht des Wetters, und wollte eigentlich nur meinen Silver Award abgreifen.
Vor lauter Vorfreude aber wachte ich an dem Tag so früh auf, dass ich es locker zur um 8:30 startenden ganz langen Runde geschafft hätte. Und beinahe wäre es auch passiert, der Drang war plötzlich da. Aber mein unterbewusstes Ich passte diesmal auf und schaffte es, die Abfahrt durch zahlreiche unaufschiebbare Ersatzhandlungen (angefangen mit dem Katzenklo…) soweit zu verzögern, dass ein pünktliches Erscheinen –leider– nicht mehr möglich war.
Aber der Shuttle-Bus zum HM, startend um 9:30, konnte nun beim besten Willen nicht umgangen werden. Also ging es los auf eine halbe Runde um den See – eine mir bisher unbekannte Strecke. Was mehrere andere Teilnehmer zu Erstaunen und Unverständnis hinriss.
Und es war diesmal sehr wichtig, einen präzisen pace-Korridor einzuhalten: Zum einen sollte immer ein Vorläufer zu sehen sein, um in dem unbekannten Gelände nicht verschütt zu gehen. Also bitte keinen Streckenrekord diesmal. Zum anderen war eine gewisse Mindestgeschwindigkeit unabdingbar um die körpereigene Wärmeproduktion hinreichend in Gang zu halten, denn an einigen Ecken pfiff es einem ganz schön durch Mark und Bein. Aber nachher ging es meist nach der Devise „Leise rieselt der Schnee“ und man konnte die Schönheiten der Strecke genießen, wie die berüchtigten laangen Anstiege oder die zu durchquerenden pittoresken Locations, deren Namen wie „Alt Rehse“ oder „Neu Rähse“ oder gar „Gatsch Eck“ für mich exotisches Flair versprühten. Und auf einem Wegweiser stand gar „Schau Dich um“. Das Befolgen dieser Anweisung kostete wertvolle Sekunden, aber ich fand den Ort nicht, auch nicht später bei Google.
Irgenwann war dann bekanntes Gelände erreicht – der Kulturpark, der Ort meines LM-Desasters vom Frühjahr, und dann war es auch schon geschafft.
Nach einem opulenten Gulasch-Pott (auf Wunsch auch vegan) in der prall gefüllten Mensa ging es dann langsam auf die Siegerehrung zu. Diese war sehr hübsch gewürzt mit mehreren Auftritten der Tanzgruppe vom Neubrandenburger Karnevalsverein, wobei die Schnelligkeit der Kostümwechsel beeindruckend war.
Das Prozedere zog sich dadurch insgesamt aber ganz schön in die Länge. Und so geschah, was kommen musste – eben hatte ich bei der Ehrung der M65 genießerisch die Augen geschlossen und mich auf die M60 mit meinem grandiosen Auftritt gefreut – doch als ich sie wieder aufschlug, musste ich die Verlesung der M55 hören. Häh? Sekundenschlaf?? Mini-Koma nach dem HM??? Keine merkliche Unruhe im Saal. Doch Sabine – die Siegerin der W55 – und andere Tischgenossen schworen, dass es keine M60 gegeben habe. Nach wachsenden Protesten sahen es dann auch die Organisatoren ein und die begehrten Trophäen konnten endlich den M60ern überreicht werden – insbesondere ein einmaliges handgefertigtes und –bemaltes Keramiktöpfchen.
Es gab noch eine Reihe Extra-Ehrungen, von denen ich vor allem die für die Sprintefix-Starfotografin Gudrun hervorheben möchte.
Und so kann der ganze Tag als überaus gelungen abgeheftet werden.
Erfahrene Leser werden sich jetzt besorgt fragen – wie schafft es der Schreiberling wohl, hier jetzt noch seine Weltschmerz-Attitüde unterzubringen?
Gemach, nichts leichter als das. Zuhause angekommen, stellte ich das Auto auf den Kopf, zerlegte es vollständig, aber – - – kein Keramiktöpfchen darin. Schmerz!!