welcher bekanntlich einst zwischen zwei gleich lecker aussehenden Heuhaufen wegen eklatanter Entscheidungsschwäche schmählich verhungerte, wäre an diesem Wochenende erneut gründlich gescheitert. Was gab es da nicht alles: Mittsommernachtslauf Krakow am See, Prerower Ostseeschwimmen, scn-Energy-Lauf Jatznick, Zingster Deichlauf, Hamburger Halbmarathon und und und..
Und ich war in höchster Gefahr, wie o.A. Langohr zu enden. Zunächst präferierte ich ja das Schwimm-Event, weil ich meinte, schon eine Weile schön das Kraulen geübt zu haben. Und ich wollte die Laufmechanik noch ein bisschen schonen. Aber bei näherer Betrachtung der Entfernungsanforderung (Prerow=2,1km <–> FKK Warnemünde – Mole = 1,5km) und Performancevergleich mit zufällig nebenherspaddelnden Badegästen in Warnemünde verwies ich diesen Gedanken fürs erste ins Reich der Träume. Blieb ja noch genug übrig.
Aber erst in letzter Minute fiel die Entscheidung für Krakow, vor allem weil der bekannte Warnemünder Ultraläufer Klaus Kinski bei jedem Stundenlauf (mich) diskret darauf hingewiesen hatte, dass ich immer noch nicht in der Teilnehmerliste stünde. Wo wir in Krakow doch schon mal so schön zusammen gelaufen waren.
Damit aber war der Entscheidungsbaum noch nicht zu Ende abgearbeitet – bei der Nachmeldung stand plötzlich die Frage “Welche Strecke?” dick und schwer im Raum. Und ich hatte dieses Jahr noch gar keinen langen Lauf, nicht mal nen klitzekleinen HM . So versuchte ich den ersten Buchstaben für “Zehn” herauszuquetschen, aber er wollte einfach nicht. Lag wohl an Jürgens Motivationsartikel (Raus aus der Komfortzone). Und ich hörte mich entsetzt das Wort “Dreißig” aussprechen.
Dann war noch etwas Zeit bis zum Start, und während der Regen sich gleichmäßig verstärkte, war neben dem erfreuten Klaus auch noch so manch anderer lieber Bekannter aus der Laufcommunity anzutreffen (Hallo Karl, Hallo Lothar, Hallo Sprintefixe, Hallo … !). Vom Lauftreff dann natürlich Jürgen, der es geschafft hatte, das Wort “Zehn” korrekt anzugeben.
So, dann los. Vom Start weg wurde man erstmal eine Weile schön gleichmäßig durchfeuchtet. Ich hatte wieder anfängliche Probleme, auf Solldrehzahl zu kommen, aber stand wenigstens nicht so arg im Wege herum wie kürzlich in Güstrow, und nach 2km, als der Regen aufhörte, lief es sich recht schön dahin. Etwa alle 5km kam eine Verpflegungsstelle in Sicht, und so lange musste das jeweilige Bananenhäppchen dann immer reichen.

Alles Banane

Alles Banane

Die Strecke, wenn auch zunehmend asphaltiert, ist besonders im ersten Teil durch die zahlreichen Anstiege ziemlich kräftezehrend. Im Gegensatz dazu war die gefürchtete “Sandhölle am Grünen Jäger” – tödlich bei Trockenheit – durch den Regen wunderschön verfestigt. Der für mich “tödliche” Abschnitt setzte dann aber bei der letzten Verpflegungsstelle ein – kein Bananenhäppchen mehr und noch SIEBEN Kilometer. Klang für mich wie “70“. Die Oberschenkel wollten einfach nicht mehr. Ein apokalyptisch laaanger, endloser Waldweg. Eigentlich schönes Pflanzen- und Tierleben ringsherum, aber die Vögel hielten wohl lieber den Schnabel bei meinem Anblick. Hab jedenfalls keinen gehört.
Wie ich endlich ins Ziel gekommen bin, weiß ich auch nicht mehr genau. Muss aber irgendwann geklappt haben, sonst hätt ich ja die

Eine Seite der Medaille

Eine Seite der Medaille

Medaille

und die andere

und die andere

nicht. Ein wahrhaft schwerverdientes Erinnerungsstück. Mal abgesehen von dem roten “Sommernachtslauf”-Handtuch in der Startertüte, das Dritte jetzt. Und es stört mich relativ wenig, dass ich in der AK auf den 5. Platz abgerutscht bin – immerhin bin ich ohne ernsthafte Schäden durchgekommen, wo ich anfänglich nicht so ganz sicher war.

Jürgen dagegen, als einsamer Sieger seiner Altersklasse, durfte als spezielles Erinnerungsstück und Regenerationsleckerli eine frische Räucherforelle aus dem Krakower See sein eigen nennen!
forelle_kl
Einen Tag später: Update, und vielleicht Aufmunterung für manchen “Leidensgenossen” da draußen.

Während ich beim Treppe-runter-Gehen oder besser -Kraxeln noch immer am liebsten ständig kleine spitze Schreie ausstoßen möchte, stellt ein genauerer Blick ins Innenleben fest, dass das auch schon alles ist. Alle anderen Dauerbeschwerden, auch mein monatelanges ärgerliches Laufhemmnis, sind wie weggeblasen. Selbst den alten verknorzten Fingergelenken geht es besser! Und der Muskelkater geht schon wieder weg! Es ist doch etwas dran an der Taktik, seine Komfortzone öfters mal gründlich zu verlassen und sich mal ordentlich die Kante zu geben. Weiß man ja eigentlich auch.
Instinktiv oder rein duselbedingt hab ich wohl den rechten Zeitpunkt dafür erwischt.

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