Seit 2011 fast alle mitgenommen, gelegentlich dabei auch mal einen Horror-Schneesturm abgefaßt, war nun die unwiederbringliche Chance herangereift, sich in die 39. Auflage dieses traditionsreichen Prä-Weihnachtslaufes einzubringen.
Das Wetter des Vortages aber war nicht gerade geignet, Vorfreude aufzubauen; nicht mal Nachbars Hund mochte vor die Tür gehen. Unsere Katze übrigens auch nicht.
Aber wie schon so oft zeigte sich – Petrus ist ein Lauf-Sympathisant. Am Tag der Tage das herrlichste Laufwetter, welches man sich für diese Jahreszeit vorstellen kann: trocken, bissel Sonne, angenehme Kühle, so dass man beim Endspurt nicht überkocht.
Wie jedes Jahr auch wieder eine kleine Delegation des Lauftreffs am Start, und so wurde sich mal wieder aus dem Fundus der je nach angestrebter Distanz verschiedenfarbigen Startnummern bedient.
Außer mir aber wollte sich keiner das weihnachtliche 23-km-Rot auf die Brust heften, so dass ich nach dem Startschuss alsbald “the loneliness of the long distance runner” genießen durfte. Aber erst, nachdem ich im Pulk gepflegt etwas nach hinten durchgereicht worden war. Die Überholenden aber hatten alle, soweit ich das detektieren konnte, keine konkurrierend roten Startnummern. Wo waren die nur alle? Diese Frage verstärkte sich massiv nach der Trennung von den “Kurzstrecklern” – auf einmal war ich mutterseelenallein auf der Piste, weder vor noch hinter mir irgendjemand zu sehen! War ich etwa der einzige 23-km-Läufer hier im Dorf? Dann endlich war weit voraus eine bläuliche im Laufschritt befindliche Gestalt wahrzunehmen. Nichts wie hinterher! Irgendwann war dann wie immer weit voraus an Steuerbord die Brücke zum Fahrenholzer Wald in Sicht, und gerade noch so waren nicht wenige darüber flitzende Figürchen zu erkennen, die also schon gut 2km weiter waren. Ok, wenigstens nicht verlaufen – war auch eigentlich nicht möglich bei den vielen Pfeilen und Streckenposten. Und so strebte ich gedankenversunken dahin, meinen blauen Vorläufer gerade noch so im Blickfeld haltend ohne irgendwie ranzukommen. Und das zog sich viele viele km hin bis zur Durchquerung von Kritzmow. Da tauchten wie aus dem Nichts zwei junge Athleten auf, welche sehr frisch an mir vorbeizogen. Wobei ich in dem Moment noch nicht verstand, warum die über dieses banale Ereignis dermaßen begeistert abklatschten. Gar nicht banal fand ich dann etwas später natürlich, dass ich doch noch an meinem Vordermann vorbeikommen konnte.
Ziemlich genau drei km vor dem Ziel riskierte ich dann einen ersten Blick auf die Uhr. Die dort zu sehende 1:44 war ein echter Ansporn, einen kleinen Gang höher zu schalten, und richtig, die letzte und beste 1km-Etappe des Rennens führte schlussendlich dazu, dass beim Sprung über die Ziellinie (und in Richtung Schoki-Man-Kiste) die Zeit noch unter 2h stand. Erfreulich, und auch sehr hilfreich, dass Jürgen als Begrüßungskomittee herbeieilte. Denn in meiner Verwirrung war meine Zielzeit von 1:59:09 beim Gang zur Urkundenausgabe, wo man seine Zeit dann ansagen muss, im Kopf schon um 10min geschrumpelt, und erst als Jürgen den unerhörten Verdacht äußerte, dass ich womöglich für die letzten drei km doch etwas mehr als 5 min gebraucht haben müsste, kam mir das komisch vor. Die Urkunde wurde neu ausgestellt.
Und in der Umkleide klärte sich dann auch, wieso die beiden Burschen so begeistert waren, mich alten Knacker geknackt zu haben. Die waren anfangs so weit hinten, dass sie von der Spitzengruppe nichts gesehen haben und hielten mich daher für den derzeitigen Zweiten der Gesamtwertung. Zuviel der Ehre!
Naja, so kleine Erlebnisse würzen das Läuferleben. Und ich war nicht der Einzige, der viel Spass hatte, wie problemlos beiliegendem VIDEO zu entnehmen ist. Und auch den Medien, wie der SVZ oder der OZ blieb dieses Sportereignis nicht verborgen.
Nachdem ich mich schon bei dem Video von Fred “Sprintefix” schamlos bedient habe, konnte ich schließlich nicht umhin, auch noch Sicherheitskopien der besten dort zu findenden Lauftreffler-Schnappschüsse anzufertigen: